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​Bitte  lesen Sie meine Kolumnen nur, wenn Sie gut drauf sind.

Obwohl ich mich meistens bemühe,
leicht und mundgerecht zu formulieren,
ist die Kost, die ich serviere,
​für Schlechtgelaunte oft schwer verdaulich.

Ich bin weder Anton Mosimann, noch Daniel Bumann und
schon gar nicht Andreas Caminada oder Franck Giovannini.

Ich schreibe für standfeste, Gegenwind erprobte,
knorrige Schwarzbuben ​und Schwarzmädels,
für Laufentalerinnen und Laufentaler

  und ähnlich herbe Basel-West Urgesteine.

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Meine Buchstabensuppe ist nichts für überreagible Schöngeister.
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Aktive regionale Portale

7/16/2020

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… oder perfide Fake News?
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Wie aus gewöhnlich gut informierten Kreisen bekannt wurde, ist das Forum Schwarzbubenland derzeit in intensiven Verhandlungen mit den Ziel, den Bekanntheitsgrad seines idyllischen Territoriums massiv zu erhöhen. Dies nicht nur regional, sondern auch national. Ausgelöst wurde die ganze Mega-Aktion durch die Diskussionen über die Landesausstellung 2027 und durch das mediale Affentheater um die rassistisch angeschlagenen Laufentaler Mohrenköpfe.
Was sich anfangs noch auf die neue Namensgebung des bekanntesten Othmar Richterich-Produkts beschränkte, weitete sich bald aus. Anfängliche Ideen wie Rassistenmöpse, Mousseküsse oder - mit Buchstabenwechsel – Moorenköpfe, wurden als zu langweilig oder schlicht als zu wenig sinnig bezeichnet. Schon etwas mehr Pep hatte die Variante Richter-ego-Schaumköpfe. Doch die Staatsanwaltschaft des Bundes intervenierte erfolgreich, mit der Begründung, das Ansinnen sei für die judikativ Tätigen ehrverletzend; was anschliessend auch der internationale Gerichtshof in seiner klebrig schaumigen und dusseligen, 47 Seiten umfassenden Urteilsbegründung bestätigte.
In einem darauf folgenden Workshop der regionalen Meinungsbilder und der hier ansässigen Kreativ-Corona entstand der Gedanke, einer verstärkten interkantonalen Zusammenarbeit zwischen dem Schwarzbubenland und dem Laufental. Unter dem Traktandum 3 Neunutzung des städtischen Feningerspitals wurde auch die Möglichkeit einer industriellen Nutzung erörtert, vorwiegend einer Fertigungsstätte für einheimisches oder künstlerisches Schaffen, vor allem für regionale Produkte. Ernsthaft in Betracht gezogen wurde nach der erfolgreichen Realisation des Zentrums Passwang im Jahre 2004 erneut eine interkantonale Institution.
Dabei soll für die Öffentlichkeit u.a. auch eine neuartige Produktionsstrasse des Othmar Richterich Mini-Konzerns in  eine Erlebniswelt des süss-schaumigen Genusses verwandelt werden. Sinnigerweise war es die wirtschaftsfördernde Promotion Laufental, die schlussendlich auch das Problem der neuen Namensgebung eines ihrer Paradeprodukte löste. Im Gegenzug für das finanzielle Engagement der solothurnischen Gemeinden zeigte man sich bereit, als Dankeschön die vielerorts ausgemusterten Mohrenköpfe ab 1.1.2021 neu Schwarzbubenköpfe zu nennen. 
Allfälligen Kritikerinnen und Kritikern sei gesagt, dass ausgiebige Recherchen im Umfeld Dorneck- Thierstein ein hocherfreuliches Resultat ergeben haben. 84,6 % waren sehr erfreut und zeigten sich stolz, dass sie zusammen mit den Laufentaler Branchli für unsere Region die Werbetrommel schlagen dürfen. 12,2 % hatten keine eigene Meinung, 2,6 %  immer noch rassistische Bedenken und nur spärliche 0,6 % waren notorische Neinsager mit dem Verdienstorden der Nullbock-Akademie.
Medial aufseherregend  war auch die kürzliche Aussage eines Whistle Blowers aus der FIFA. Demnach wollte der damalige FIFA-Präsident bei der Vergabe der WM 2010 nicht die Kandidatur Afrikas unterstützen, sondern das Schwarzbubenland. Als Walliser Bergler habe er seit jeher eine besondere Affinität zum Strassenbau in der Schweizer Bergen und besonders zum Passwang. Mit seiner gut gemeinten Spende in Millionenhöhe habe er ursprünglich dem gebeutelten «Schwarzbüebe»-Steuerzahler für die Sanierung des Passwang-Tunnels etwas unter die Arme greifen wollen. Und seither ist er für die Öffentlichkeit nicht mehr der Blatter Sepp, sondern der Blatter Depp. Aber trotzdem! Die denkerische Steilvorlage des FIFA-Bosses hat sich gelohnt. In einer mustergültigen Zusammenarbeit der heimischen Baubranche mit der Denkfabrik Forum Schwarzbubenland ist ein Megaprojekt entstanden, das 2021 definitiv geplant und im Sommer 2022 realisiert werden soll.
«AB ins Black-Boys-Country», eine Bautruck-und-Goldwing Parade am Passwang unter der Schirmherrschaft der Albin Borer AG, all over Switzerland. Ob allerdings noch Subventionen der FIFA fliessen, ist zwischenzeitlich mehr als fraglich. Bei einer ersten Spendenanfrage hat sich der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino von seiner kargen Seite gezeigt und seine Ohren strikt auf Durchzug gestellt. Dies hat auch der in Klemme steckende Bundesstaatsanwalt Lauber gegenüber seiner Aufsichtsbehörde mehrfach bestätigt. Gottlob für uns wurde auch in dieser Sache nichts protokolliert.
Bleibt also noch ein kleines Fünkchen Hoffnung. Die Begeisterung für dieses Projekt ist  nicht erloschen. Im Gegenteil sie lodert weiter. Die alten Charakter-Wurzeln der Schwarzgeld- und Naturalien-Schmuggler greifen wieder. Die Corona-Subventionsgier hat mit einiger Verzögerung auch das Schwarzbubenland erfasst.

Urs Spielmann, Breitenbach

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Draussen vor der Tür

4/29/2020

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​​...oder drinnen im Knast


Kennen Sie ihn, den Roman «Draussen vor der Tür» von Wolfgang Borchert? Es ist ein Klassiker; ein Roman, der mich tief berührt und lebenslang begleitet hat. Im Grunde genommen ist er ein Protestschrei gegen die zerstörerische und verderbnisträchtige Macht des Krieges. Er handelt von den verheerenden Folgen des zweiten Weltkriegs im individuellen und gemeinsamen Menschenleben. Er beschreibt die brutale Rückkehr von Beckmann, einem 25-jährigen Wehrdienstpflichtigen, zurück nach Hause. In ein zu Hause, das ihn nicht mehr willkommen heisst, das ihn gar nicht will. Eine Gattin, die mit einem anderen Mann zusammenlebt. Eine Ehefrau, die Ihren einstigen Liebhaber nicht mehr kennt. Die in ihm nur noch den Kriegsversehrten sieht; den mit der zertrümmerten Kniescheibe; einen fahlen, ausgehungerten, seelisch geräderten und gesellschaftlich aussortierten Fremden. Sie lässt ihn draussen vor der Tür. Beckmann bleibt ausgesperrt. Ist asozial und unverträglich. Kein Essen, kein Bett, einfach nichts. Nur noch eine Zumutung für das Auge der Nichtkriegsteilnehmer.
 
Und die Frage, die er sich stellt: An Ort treten, weiter trampen oder abtauchen ins Wasser? Sich ersäufen, ab in die Ewigkeit; Gott suchen, den er schon lange nicht mehr gesehen hat. Mit ihm Zwiesprache halten, Klartext reden!
 
Ja, das war es in den Zeiten, als die Gewehre noch gerattert haben, die Kanonen im 24 h-Takt gespien und die Flugzeuge statt Lebensmittel, Bomben auf die Erde geschickt haben.
 
Doch in den letzten 75 Jahren hat sich das Bedrohungsbild grundlegend verändert. Die Menschen, die nicht an ihrem Elend zugrunde gegangen sind, haben sich wieder aufgerappelt. Haben schweisstriefend und kräftezehrend ihre Städte und Dörfer wieder aufgebaut. Wer von der betroffenen Generation noch arbeiten konnte, schuftete bis zum letzten Schnauf. Und die nächste Generation brachte zu Ende, was ihre Erzeuger angedacht hatten und heimste im ersten Anflug des aufkommenden Privatehrgeizes  den Erfolg ein.
 
Die Wirtschaft wuchs, man hatte zu essen, immer öfter sogar im Überfluss. Man setzte wieder Speck und Noten an. Die Geschäfte begannen um die Jahrtausendwende zu boomen. Der Mensch verlor jedes Maas. Vergass die gottgegebenen Gesetzmässigkeiten des Lebens. Mischte sich in die Natur ein. Forschte, probte, experimentierte. Klonte, weil er selbst zu feige war, sein Inneres und Äusseres seinem Eigenspiegel zur Schau zu stellen. Er wollte das All erkunden und andere Planeten erobern. Er erfand die Atombombe und andere schreckliche chemische Waffen und entsorgte problematische Materien skrupellos im All, im Meer und im fruchtbaren Boden, der uns ernährt.
 
«Wo bist Du geblieben, Gott?», meinte Beckmann nach dem Krieg, zu Hause draussen vor der Tür. «Warum hast Du nichts getan? Warum hast Du uns im Stich gelassen?»
 
Und heute? Hat Gott nun endlich gehandelt oder – wie vielerorts gemunkelt wird - hat wieder einmal eine sich selbst überschätzende Menschengruppe durchgedreht? War es ein neuartiges Attentat, dessen Wirkung abgrundtief unterschätzt wurde. Die ganze Welt lahmt irgendwo und irgendwie! Weltweit und global sind die Ampeln auf rot oder zumindest auf orange. Die Wirtschaft humpelt die, Börse lernt die Rutschbahn kennen, die Unternehmer suchen ihr Heil wieder in der Demut und das gewöhnliche Volk macht sich Gedanken über den wahren Sinn des Lebens.
 
Draussen vor der Tür ist endgültig vorbei! Hinter der Tür ist in! Die meisten sitzen daheim im Knast, vor allem die Alten, die Überreifen, die über 65-Jährigen. Damit wir uns recht verstehen: Ich habe überhaupt nichts dagegen. Ich finde die angeordneten Massnahmen sogar sehr sinnvoll. Aber am meisten gebeutelt werden wir, die Oldies. Wer über 65 Jahre alt ist, wandert vom Töpfchen ins Kröpfchen. Ausgangsrayon bis zum zur Haustür, im besten Fall bis zum Gartenhag oder bis zur nächsten Hecke. Keine sozialen Kontakte. Allenfalls noch Telefonate, wenn überhaupt. Sonst nichts! Keine Küsse, keine Umarmungen, ausser von meiner Mitinsassin. Kein wohlwollendes Gespräch unter Freunden. Aber mindestens 2m Abstand von Allen; auch denjenigen, die einem bisher am Nächsten standen.
 
Was lehrt uns das Corona-Virus? Beginnt schon bald ein neues Zeitalter? Hat sich gar ein bisher unbekanntes Massenvernichtungsmittel geoutet? Eine neuartige Bedrohungsform, ein neues Kriegsbild? Ich werde sehr nachdenklich und spüre, dass hinter der Tür eine Depression auf ihre grosse Stunde lauert. Bei mir allerdings ohne Chance!
 
 
Urs Spielmann


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Und schon wieder Fiskuszeit

3/18/2020

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... oder der politische Mut eiert

Eiern? Was soll das? Heisst es: Die hiesigen Staatsvertreter politisieren mit Eier - was das auch immer heissen mag - oder irgend etwas in unserer Politik läuft zur Zeit ziemlich unrund? ich als bekennender Fan der einstigen Muppetshow bin mit der alterskritischen Ader sehr vertraut. Ich tippe mal auf Variante 2.

Erstens, weil der edlere Teil unserer Legislative überhaupt keine Eier hat und zweitens der männliche Rest nur Weicheier herumtragen. Von hartgesottenen Politikern keine Spur. Warm getraut sich denn keiner unserer Volksvertreter und keine unserer Politikerinnen, der Regierung sakrosankte, heikle Fragen zu stellen. Statt in Verhinderungsszenarien zu erstarren, wäre es proaktiv und kantonal interessanter die Regierung mal zu fragen, welches ihre aktuellen Pläne sind bezüglich dem bis 2022 befristeten Zuschlag für die Finanzierung der Umfahrungen Solothurn und Olten. Frühzeitig muss beginnen, was wachsen oder eben beerdigt werden soll im Staate Solothurn.

Ein anderes abbruchreifes Steuerkonstrukt - auch im Laufental - ist der Mietwert der eigenen Wohnung. Alle Haus- und Wohnungseigentümer murren laut, aber kein Politiker macht etwas wirklich Nachhaltiges. Nicht mal der Hauseigentümerverband.

Sicherheithalber habe ich vor ein paar Tagen im e-Banking unsere Einnahmenseite kontrolliert. Meine Vermutung, wonach uns im Jahre 2019 niemand eine Überweisung für den Mietwert der eigenen Wohnung gemacht hat, bestätigte sich vollends. Also garantiert keine Einnahmen, nur Ausgaben: Hypothekarzinsen, ansehnliche Nebenkosten, Beiträge in den Erneuerungsfonds, Beiträge für Unterhalts- und Instandstellungskosten etc. Und eben dieser vermaledeite Mietwert der eigenen Wohnung. Und die unangenehme Konsequenz? Der jährliche Totalbetrag für unsere Eigentumswohnung ist wahrscheinlich höher als eine neuwertige Mietwohnung auf dem lokalen Immobilienmarkt.

Staatlich legitimierte Abzockerei nenn ich das; nichts Anderes! Wenn das so weitergeht, dann werden wir bald schon den Leasing wert der eigenen Fahrzeuge - ausser den eBikes - und den Marktwert der eigenen Hunde und Katzen versteuern müssen. Und welche Kosten unsere lieben Lebensbegleiter verschlingen, weiss beinah jeder Schweizer Bürger. Ob diese Kosten im Soll oder im Haben zu verbuchen sind, sollte nun wirklich auch der Fiskus resp. die Exekutive nachvollziehen können. Also nichts desto trotz! Es ist nie zu spät. Politische Haudegen, Hägars und Helgas sind gefragt; egal wie sie politisch eingefärbt sind. Zivilcourage ist unabdingbar!

Ein anderes Beispiel ist die Benachteiligung der Schwarzbuben bei ausserkantonalen Behandlungen, z.B. im Universitätsspital Basel. "Es ist , wie Sie vermutet haben, tatsächlich so, dass nicht alle Behandlungen im Universitätsspital Basel für die Einwohner des Kantons Solothurn (genauer des Schwarzbubenlands) durch die Grundversicherung abgedeckt sind. Welche Behandlungen abdeckt sind, wird durch die Spitalliste definiert. Auf dieser ist aufgeführt, welche Beahndlungen in welchem Spital durch die Grundversicherung getragen werden. Wer eine generelle Abdeckung wünscht, braucht zwingend eine Zusatzversicherung für alle Schweizer Spitäler."

Also wer ohne Zusatzversicherung einen Herzinfarkt im Schwarzbubenland erleidet: Ab, sicherheitshalber in ein Solothurner Spital. Ich hoffe, dass es ihm oder ihr noch reicht, die rettenden Gestade rechtzeitig zu erreichen.

Und noch ein versöhnlicher Nachtrag. Ein aufkeimendes Kompliment an unsere Laufentaler Regiofreundinnen und -freunde. Ihre politische Motorik beginnt endlich zu röhren. Das in Sterben liegende Feninger Spital wird - so hoffe ich - wiedergeboren: neu, attraktiv und zukunftsgerichtet ausgerüstet, beschränkt auf die wirklich vorhandenen Kompetenzen. Es wird neu benannt und hoffentlich im einem architektonisch ansprechenden Overstyling überregional ausstrahlen.

Dies ist proaktive Politik, wie ich sie verstehe! Ausloten, was möglich ist; sachlich verhandeln, das Optimum anstreben und den für das Laufental besten Deal realisieren. Aus meiner bescheidenen Thiersteiner Optik scheint dies wieder einmal zu gelingen. Toi, toi, toi!

Bis zum nächsten Mal!

Urs Spielmann
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Lieber ein gefitzter Polit-Piefke

2/18/2020

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… als eine mäckelnde Staats-Bähmulle?

 
Wissen Sie, wen die Italiener mit smidollato bezeichnen? Die Franzosen nennen den gleichen Typen Pleurnicheur und die Amis schimpfen ihn eine Sissy. Für die Schwaben sind die ewig Quengelnden Bähmullen und damit wären wir beim Ende des Rätselsratens! Ja, ich meine die Garde der Jammerlappen oder im Latourschen Oberländer Fussballdeutsch: die Riege der Obergrännis.
Und? Was ist ein deutscher Piefke? Er ist beinahe das Gegenteil von der Bähmulle. Absolut kein Jammeri. Er ist derjenige, der immer recht hat; der sich wie der oberste Amerikaner nie trumpiert. Ein notorischer Besserwisser. Ein Klugscheisser; ein diplomierter Naseweis mit Masterstudium an der Altersuniversität. Er führt die Grossschnauze und hat seine Weisheit mit der Schöpfkelle vermutlich bereits am Topf des Asterix und Obelix ausgelöffelt.
Und nun die Kardinalfrage! Auf welche Seite neigt sich möglicherweise Ihr Naturell? Welcher Spezies würden Sie sich eher zurechnen? Ich für meinen Teil – ich gebe es zu – neige eher zur Seite der innovationsfreudigen Sturköpfe. Hab ich mir einmal ein gut überlegtes Urteil erarbeitet, hält sich meine Beweglichkeit in überschaubaren Grenzen. Vor allem bei politischen Fragen.
Jahrelang hat mich im Thierstein die staatliche Unterhaltsphilosophie an der Passwangstrasse irritiert. Die ewigen Flickarbeiten entsprachen keineswegs dem Zeitgeist und schon gar nicht der zunehmenden Bedeutung der Transversale vom Mittelland in die Region Basel-West. Und nun, als wahrscheinlich auch dank der gütigen Mithilfe des heimischen Regierungsrates endlich die Zeichen der Zeit erkannt wurden, treten regionale Politiker wieder brüsk auf das Bremspedal. Ein klassischer Fallrückzieher in den eigenen Strafraum! Meiner Meinung nach, absolut nicht nachvollziehbar.
Es geht nicht nur um persönliches Unverständnis; es geht auch um zeitgerechte Argumente. Die Zunahme des öffentlichen Verkehrs ist eklatant. 2018 wurden in der Schweiz auf Strasse und Schiene total 138 Milliarden Personenkilometer zurückgelegt. Das sind 33 % mehr als noch im Jahre 2000. Und eine Trendwende ist derzeit für längere Zeit noch nicht in Sichtweite. Man schaue nur mal vor allem morgens und abends auf die Autoschlagen auf der H 18/A 18. Und trotzdem bleibt das Vorprojekt des Kantons Baselland für die Umfahrung von Zwingen und Laufen weiterhin sistiert. Vorausschauende, zukunftsweisende Politik?
Auch der Ausbau des öffentlichen Verkehrs auf der Bahnverbindung Basel – Delémont lässt seit Jahren zu wünschen übrig. Die Bahnlinie 230 wird auch im Jahre 2020 auf x Kilometern immer noch eingleisig betrieben.  Auf meine Frage an eine offizielle Webseite der SBB, um wie viele km es sich genau handle und wie der aktuelle Ausbauplan aussehe, erhalte ich folgende Antwort: «Désolé, je ne sais pas l`allemand.»
Die Logik aus dem Ganzen: Verhinderungsstrategien sind hier fehl am Platz! Die Kernaufgabe der Politiker ist es, den Zeitgeist zu interpretieren, die Trends zu gewichten, proaktive Lösungen zu erarbeiten und vor allem durchzusetzen. Dass trotz der reichen oekonomischen und künstlerischen Szene in der Region Laufental-Schwarzbubenland immer noch ein dem geistigen Naturreservat nahe stehendes Establishment seine Ansprüche durchsetzen will, bringt die Gegend auf dem Weg zu einer neuzeitlichen, interessanten Wohnregion auch nicht weiter.
Politisches Reduitdenken bedeutet Stillstand und führt unvermeintlich ins Abseits. Oder anders formuliert: Wer nicht stets auf der Suche nach zukunftsgerichteten und kreativen Lösungen ist, schottet sich längerfristig von der Gesellschaft ab und landet, blindäugig wie er handelt - fussballerisch ausgedrückt - politisch und wirtschaftlich im totalen Offside.
Die politischen Bähmullen gehen mir echt auf den Keks. Probleme werden nicht gelöst, indem man einfach nur verhindert. Blocken ist das Ende jeder Diskussion. Status quo! Keine Weiterentwicklung, keine Vorwärtsstrategie. Ende Feuer! Nur noch traurige Erinnerungen. Ab in die Kelsag! Es war einmal, es gab einmal…
Und des langen Artikels kurze Konsequenz: Es begann wie ein Märchen und endete schlussendlich im Desaster. Das einzig Beständige in der Geschichte der Menschheit ist der Wandel. Bis zum nächsten Mal und schöne Grüsse an die regionale Verkehrs- und Gesundheitspolitik.
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Urs Spielmann

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Ein kunstvoller Gedankenstrich

1/21/2020

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​Blauäugig oder kunstgläubig?

Freitagabend, Wochenende und wieder mal Muppetshow im Bistro populistico! Ich an einem Nebentisch und stummer Zeuge eines bieraffinen Komödienstadels. Papa Moll und die Seinen schossen wieder mal auf die zeitgenössische Kunst. Nicht gezielter Einzelschuss, nein zittriges Trommelfeuer mit verblassender Leuchtspur; vorwiegend rhetorische Knallfrösche. „Was soll diese Kleckserei?“ „Und diese Preisideen!“ „Für dieses Gekritzel, reiner Wucher!“ „Man weiss ja nicht einmal, was das ist.“ „Das kann doch jeder. Solche Sachen macht mein 8-jähriges Grosskind mit links.“

Allseits fraktionsübergreifende Einigkeit. Kein Gegenvotum, keine Tiefe. Wie bei einem Zuckerstock: Kurze, saftige Voten, die gegenseitig beeindrucken und dann ziemlich abrupt abdriften in ein kollektives gedankliches Burnout. Am Schluss nur noch Rauch, „bränntelig“ riechender Abfall, viel Asche und ein paar Konsumationszettel unter dem vom seinem Alter gezeichneten Bierteller. Wenn die Zunge Sätze formt, bevor das Gehirn zu arbeiten bereit ist, werde ich hellhörig. Und was mich besonders nervt: wenn das Wort „Künstler“ abzugleiten droht zu einem Synonym für ausstellende Hobbymaler. Das macht mich gallig und madig und das wiederum stresst mein pathologisches Vorhof-Flimmern inkl. den eingebauten Defibrillator.

Mit dem Begriff Kunst gehen viele Leute oft wenig wertschätzend um. Um es gleich vorneweg zu nehmen: Ich bin weder Künstler, noch habe ich Kunstgeschichte studiert. Aber als Kunst-Nobody habe ich Neuland betreten und es in den Neunzigerjahren zaghaft gewagt, in einer Altersinstitution auf dem Land ein Kulturforum aufzubauen. Zu meinem freudigen Erstaunen ging das auf. Mittlerweile, d.h. nach fast 30 Jahren ist die Galerie bei den Pensionären, den Angestellten, den Besuchern und Gästen recht beliebt und in der Künstlerszene bestens akzeptiert; zumal sie ohne Fremdfinanzierung und sogar minim gewinnbringend unterwegs ist.

Ich habe viel gelernt in diesen zwei Dezennien. Ich habe mir so nebenbei nichtwissend selbst eines der grössten Geschenke gemacht. Als ehemaliger Militarist und Mann aus der Privatwirtschaft war es eine meiner besten Entscheidungen im Leben, die etwas sensiblere Seite meines Ichs anzupeilen. Ich habe eine andere Art Menschen kennen und schätzen gelernt. Nicht nur solche, die alles wissen. Auch solche, die ohne Worte Fragen gestellt haben; die angeklagt haben, ohne zu verletzen. Ich habe durch die Wertschätzung der Künstler mein Weltbild, meine Führungsphilosophie, meine Art zu leben, nachhaltig verändert. Meine Sinne konzentrierten sich je älter ich wurde desto mehr auf die Ganzheit des Lebens; auf dessen zielgerichtete Ausgewogenheit und bestmöglicher Harmonie. Schon Marc Aurel (röm. Kaiser von 270-275) sagte: „ Das Leben eines Menschen ist das, was seine Gedanken daraus machen.“

Für mich ist Kunst im Grunde genommen eine Schule der Eigenwahrnehmung, eine Art Mutter der Hinterfragung. Sie mündet in die Erkenntnis, dass nicht jeder alles, was man sieht, gleich wertet und gewichtet wie der Andere. „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“, meinte einst Paul Klee (1879-1940). Und Rolf Blösch (1947-dato) „Kunst ist, sich gehen zu lassen und der Entstehung nicht im Wege zu stehen…!“ Für mich bedeutet Kunst Faszination und kreative Pause; ist stets ein Dialog mit meinem Innersten. Kunst spricht meine intimsten Gefühle an, verwickelt mich in ein Zwiegespräch und widerspiegelt so mein Denken und meine ureigene Befindlichkeit.

Die Logik aus alledem: Kunst entsteht nicht am Feierabend. Kunst verlangt totales Engagement; ist nicht nur Berufung, sondern hochkompetenter, vielschichtiger Volljob. Wahre Kunst hat mit reifem Können zu tun und kommt aus menschlicher Tiefe. Kunst ist Beschränkung auf das Wesentliche. Kunst ist ausgewogene Spannung, ist kritische Zeitgeschichte. Kunst gibt keine Antworten, sondern weckt; stellt Fragen und gibt Denkanstösse. Ohne nachhaltige Kunstszene wäre unsere Meinungsfreiheit - da bin ich mir sicher - nicht auf diesem international anerkannten High-Level. Unsere Denkwelt wäre wesentlich eingeschränkter und beschnittener. Ich jedenfalls bin stolz auf unsere hiesige Kunstszene, gerade auch auf jene im Schwarzbubenland und im Laufental. Sie lebt und belebt. Und sie befreit unsere Gesellschaft vor Fremddruck und ungerechtfertigten Zwängen. Anpackend, unabhängig und nachhaltig.

Bin ich zu kunsteuphorisch? Na ja, es gibt auch noch eine Logik in dieser Kolumne: Auch ich bin das, was Sie von mir denken. Habe fertig! Zumindest für heute.

​Urs Spielmann

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Liebe herrscht

12/17/2019

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Ruhe und Besinnung - Zeit für Sinnfragen?
Die sanftmütige Zeit steht wieder vor der Tür. Echt eidgenössisch verspricht man im Dezember - mit christlichem Eid, zum eigenen Leid und wenig genüsslich - während der Adventszeit ausschliesslich der Liebe zu frönen. Diese Fronarbeit wird jedem tapferen Mitbürger als Weihnachtsopfer auferlegt. Diese Zwangsarbeit gründet auf der christlich basierten Liebespflicht, wonach die Menschheit in der heiligen Zeit der Niedertracht und der Gemeinheit, der Boshaftigkeit und der Schadenfreude, dem intriganten Verlangen, der Brutalität und der Ruchlosigkeit zu entsagen hat. Und zwar beharrlich und konsequent! Also das unabänderliche Gebot, echte zwischenmenschliche Hingabe zu praktizieren? Na ja!
Bei mir sind zur heuchlerischen Einhaltung dieses Postulats keine Lust und vor allem zu wenig Durchhaltewillen vorhanden. Zarte, musikalische Berieselung in den Einkaufszentren und Wanner-Dekos in den Basler Schaufenstern reichen mir noch lange nicht. Nicht mal haufenweise Minitannen auf den Einkaufsmeilen, süssliche Duftkerzen auf den Regalen und verführerische Fondue Chinoise-Berge in den Tiefkühltruhen vermögen mein erstarrtes Rentnerherz vorweihnächtlich zu erwärmen, geschweige denn barmherzig zu erweichen. Süssraspelrhetoriker waren noch nie mein Ding. Lieber ein Engel mit Haar an den Zähnen als ein Duckemäuser mit Schmalz auf der Zunge.
Als schollenverbundenes und selbstverantwortliches Unikat haben mich weihnächtliche Exerzitien seit jeher ziemlich angegurkt. Lieber inwendig ein nur lauwarmes, dafür aber zärtliches ein Herz als eine zeitlich limitierte, nach aussen zur Schau gestellte Pseudoharmonie. Weihnachten ist doch die tiefe Besinnung auf das Wesentliche; die individuelle Einkehr in sein Innerstes. Eine globale Öffnung gegenüber den Anliegen Anderer, sozial Benachteiligter, gesundheitlich Angeschlagener, politisch und rassistisch Verfolgter: kurz der allumfassende Blick über das eigene irdische Sein und das besinnliche Nachdenken der Konsequenzen, die sich daraus ergeben.
Was ist denn der eigentliche Sinn des Lebens? War mit unserer Geburt nicht auch eine Aufgabe verbunden? Und wenn ja, welche? Es ist nicht immer einfach, die eigene Bestimmung, das wahre von Gott auferlegte Lebenspostulat zu erkennen. In der Regel ist die Sinnfrage eine sich stets wandelnde Angelegenheit, eine lebenslange Suche. Und das macht das Ganze so schwierig. Die Inhalte und Prioritäten sind scheinbar zeitlebens einem stetem Wandel unterworfen.
Und dabei passiert unser aller Leben doch einfach. Und plötzlich – schneller als man meint - ist es passé. Vergangen, vorüber und vorbei! Gerade deshalb meine ich: Es ist ratsam, sich rechtzeitig auf den Weg zu machen. Wem es gelingt, schon früh seine persönliche Destination zu erkennen, lebt erwiesenermassen gesünder. Das ist wissenschaftlich in zig Studien bewiesen worden. Um zu Gott zu gelangen, braucht es zwingend Demut und im ausgereiften Alter eine gelebte Lebensphilosophie, zu der man gegenüber jedermann stehen kann.
Was könnte denn eine solche Lebensaufgabe sein? Ich habe mich mit dieser Frage über Jahre beschäftigt und immer wieder andere Antworten erhalten. Heute glaube ich, dass es für den Menschen darum geht, wissentlich und willentlich die körpereigenen positiven Kräfte zu kultivieren und das Gute in sich zu hegen und zu pflegen mit dem Ziel, zum Göttlichen zu gelangen. Ich jedenfalls möchte in meinem irdischen Dasein möglichst viel tun, um dereinst auf die Frage, ob ich meine Lebensprüfung bestanden habe, eine positive Antwort zu erhalten. Ich brauche dabei nicht mit summa cum laude abzuschliessen. Ich muss nur durchkommen. Ein Einfachbillett nach oben reicht mir schon!
Und deshalb: „Oh Du feierliche, oh Du einende, Frieden bringende Weihnachtszeit.“ Ich wünsche Ihnen nachhallende und vor allem auch nachhaltige Festtage!
Frohe Weihnachten! – Merry Christmas! – Bones Navidaes! – Zalig Kerstfeest! - Barkada Kirsimatikuma! – Joyeux Noël! – Seng Dan Fai Lok! – Buon Natale! – Feliz Navidad! – God Jul! – Schöni Wienacht …

Urs Spielmann, Breitenbach


Die nächste Kolumne erscheint am 22.01.2020


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Die Traumbilder der Glamourwelt

11/19/2019

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… oder die Droge Geld und Reichtum

Was ist eigentlich Glamour? Was bedeutet das? Der Begriff stammt aus dem Schottischen und bezeichnete ursprünglich einen Zauberspruch oder eine Verhexung. Dieser Goût des Verblendens geht ihm heute noch nach. Glamour umfasst ein besonders prunkvolles, elegantes Auftreten in der Öffentlichkeit; ein selbstdarstellerisches Wesen, das sich vom Alltag und vom Durchschnitt deutlich abheben will. Voller Glanz und Gloria! Etwas, das viele Normalsterbliche seltsamerweise zu faszinieren vermag!
Mit einem simplen Mausklick loggt man sich in die Welt des Glamours ein. Wenn Sie den People Flash abonnieren, verpassen Sie nichts mehr aus der Welt der Reichen, Schönen und vor allem der Menschen, bei denen nicht ganz klar ist, warum sie eigentlich berühmt sind.
Ich persönlich mokiere mich ein bisschen über diese raffiniert inszenierten Promi-Auftritte; wundere mich aber gleichzeitig auch über die Schicki-Micki-Blätter, die mit Liebe, Tränen, Geld und Emotionen ein Riesengeschäft machen. Dabei geht es doch meistens um altes Blaublut oder um kaltblütige Egozentriker. Stolz auf Prunkbesitz und geil auf Fotoblitz. Die Einen sind geistig limitiert auf ihr Kastendenken und die Anderen auf ihr Geschäft mit dem Kostensenken. Gemeinsam verbindet sie die pseudo-aristokratische Lebensphilosophie: Reichtum paart sich mit Schönheit; die Jugend begehrt den Zaster und das Alter das ewige Laster!
Was soll dieses Scheintheater? Ist es die Vorführung von Geld und Macht oder die Vorspiegelung von vermeintlichem Glück? Was fasziniert die Menschen so sehr, dass so viele die Medienstars beinahe kriecherisch anbeten? Dabei geht es für die Promis doch nur um Connections, Small-Talk und Business-Gefasel; Markt und Nutzen, Gewinn und Rendite. Sie versprechen sich durch den hohen Beachtungs- und Bekanntheitsgrad, durch Volksnähe und öffentliche Akzeptanz noch mehr Macht und Einfluss zu gewinnen.
Viele Normalos lassen sich verblenden; äffen vorbehaltlos die Meinung der Schickeria nach und realisieren dabei nicht, dass sie aufgemotzte Zerrbilder verehren. Sie irren träumerisch durch die Glamourwelt. Sie vergessen all ihre jugendlichen Ideale und merken nicht, dass sie so ihr Potential, ihre Vitalität und ihre eigene Kreativität zu Grunde richten.
Und, wo bleibt da der Frustrierte, der politisch Entwurzelte, der seitlich Umgeknickte? Niemand nimmt ihn ernst. Seine Stimme wird immer leiser; er hört nicht mehr auf sein Inneres, wird geistig taub; wird zum Einzelgänger, zum Abgestempelten, von der Gesellschaft Ausgeblendeten. Er wird zum Sozialabsteiger, verliert die Selbstbestimmung und entwickelt sich ob kurz oder lang schlussendlich zum isolierten Outsider.
Und dabei – seien wir ehrlich – besitzt der Status Glück doch für die meisten Menschen den grössten Stellenwert. Aber wer ist denn nun der Glücklichere? Der Glamouröse, der Glanz-und-Gloria-Fan oder der Sozialaussteiger? Oder gibt es gar noch eine vierte Spezies? Eine Kategorie der Empathischen, die auch randständige Menschen ernst nehmen. Solche, welche die Macht und das Gehabe der Einflussreichsten nicht bewundern, sondern nur ihrem eigenen Gewissen und ihrer eigenen inneren Geisteshaltung folgen. Eine Spezies, die nur selbstbestimmt leben möchte und nicht in Abhängigkeit geraten will zu wem oder was auch immer.
Wie man das macht? Eine der Strategien, die Mathias Binswanger - ein bekannter Volkswirtschafter - in seinem Buch „Die Tretmühlen des Glücks“ vertritt; versucht die ganze Problematik mittels eines Bildnisses zu verdeutlichen. Er meint, dass die Wahl des richtigen Teichs entscheidend ist. Wenn die Fische um uns herum zu gross sind, sollten wir einen anderen Teich suchen. Keinen Tümpel! Lieber ein Leben als grosser Fisch in einem kleinen Teich, als ein Dasein als kleiner Fisch im grossen Haifischbecken.
Ein Haus kann imposant oder klein sein. Solange die Häuser in der Nachbarschaft genau gleich klein sind, ist es vollkommen ausreichend. Wenn aber neben einem kleinen Haus ein Palast entsteht, wird das kleine Haus zur Hütte und in der öffentlichen Meinung werden die Bewohner blossmehr als Gesindel der Schlossherrschaften wahrgenommen.
Glück hat nichts zu tun mit Geld, Erfolg und gutem Aussehen. Hat nichts zu tun mit einem Top-Job bei einer Schweizer Grossbank oder einem Chefposten in einem erbarmungslosen Konzern. Glücklich kann nur sein, wer mit dem Leben und sich selbst im Reinen ist; selbstverantwortlich handelt und stimmig durchs Leben geht.

Urs Spielmann, Breitenbach

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Die kleine Chaotin

10/22/2019

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… oder die Faszination der holden Weiblichkeit
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Ich gebe es zu. Ich habe ein Faible für kleine Chaotinnen. Besonders für Schwarzhaarige mit lockigem Haar. Vor ein paar Monaten ist eine davon als Asylantin bei uns eingezogen. Seither ist es mit der Ruhe, der Ordnung und der Beschaulichkeit vorbei.

Ihre Eigenwilligkeit ist eklatant. Alles - meint sie – soll nach ihrer Weltanschauung und nach ihrem Gusto laufen. Am Anfang hat sie sich ziemlich geziert, die bei uns üblichen Regeln zu akzeptieren; wahrscheinlich, weil sie in einem grösseren, übertoleranten Ambiente geboren ist und von Ordnung und Reinlichkeit keine blasse Ahnung hatte.
Wie bei den meisten Pfleglingen und Schutzbefohlenen versuchten wir zunächst mit Liebe und Sanftmut, dem Jungweiblein Kraft, Stärke und Selbstsicherheit zu vermitteln. Dies mit der berühmt-neumodischen, antiautoritären Erziehung. Die beinah logische  Konsequenz? Ihre Gene uferten aus: Chaotischer Charakter, katastrophales Essgebaren, haarsträubende Hygiene und eine Eigenwilligkeit, die ich bei keinem Angestellten und keinem Pensionär im Alterszentrum je erlebt habe. Und das will was heissen!

Erfahrungen aus der eigenen Jugend haben uns schliesslich dazu gebracht, andere Saiten aufzuziehen. Ich traue mich kaum, es zu gestehen, aber es waren fast paramilitärische Ansätze. Kurze prägnante Kommandos, null Toleranz. Zucht und Ordnung, soweit man das mit aller Liebe tun kann.

Das Adoptivfräulein war zwar durchaus willig und lernbereit. Aber es konnte willig nicht von eigenwillig unterscheiden. Besonders ihre Lebhaftigkeit und ihren Freiheitstrieb machten uns zu schaffen. So mussten wir sie im Flegelalter an einer sehr kurzen Leine halten. Ihr Sexualtrieb zeigte sich nicht nur körperlich, sondern öfters auch in ihrem keifigen, pupertären Getue, das einem den letzten Nerv rauben konnte.

Selbst eine neue Halskette zu ihrer Volljährigkeit tat ihrer Zickigkeit keinen Abbruch. Im Gegenteil, sie beschwerte sich lautstark über das Modell: fade Farbe und zu grosser Verschluss. Auch das Essgedeck gab Anlass zu Kritik; Teller zu hoch, Tasse zu breit, das Plastikset nicht standeskonform und das Essen schlimmer als Hartz 4.

Kurz: Unsere Nerven begannen langsam zu flattern; besonders als sie auch zu Nachtzeiten unsere Anwohner in gottlob freundnachbarlich zurückhaltende Rage brachte. Selbst unsere leibliche Tochter - eine ausgebildete Kinderpsychologin - war am Ende ihrer Fachweisheiten angelangt. Also erneut zurück; diesmal zu den Wurzeln ihrer Kindheit. Empathie war nun gefragt. Wo kommt das Weiblein her? Wie war ihre Jugend? Traumatische Erlebnisse oder grausame Misshandlungen? Ist sie überhaupt zurechnungsfähig für ihr kurliges Verhalten und ihr unberechenbares Wesen? Ein Stammbaum war gottlob vorhanden, übergeben von den zuständigen Aufsichtsbehörden.

Uff und siehe da! Unser Erstaunen war gross. Name: Bolonka Zwetna, Vorname: Kaya-Soffia vom Sirius. Nobler Stammbaum, vermutlich verwöhnte Göre! Grosseltern väterlicherseits: Nevskaja Schavalek und Rezeda; er Deutschlandsieger 2009 und CACIB Champion 2009 und die Grossmutter Bundessiegerin Sg1 2009 und einige Monate später Weltcupsiegerin Sg1 2009. Was das auch heissen mag; wir wissen es nicht. Im Bodybuilding, an einer Schönheitskonkurrenz oder gar an einer Prämierung der schillernsten Altpromi-Figuren? Jedenfalls eine Art von Glanz und Gloria im väterlichen Stammbaum. Etwas bescheidener die Grosseltern in der mütterlichen Linie: Grossvater Juri vom Zarenhof Romanow – tönt zwar recht gut - und Grossmutter Quinta von Bolonkastern; einen Ort, wir leider auch über Wikipedia nicht identifizieren konnten.

Schlussendlich – und jetzt kamen wir der Sache näher - Ihr leiblicher Vater: Wasja von der Olgahöhe und ihre Mutter Xenia von der Feenwiese. Deutlich sichtbar: eine leichte Degeneration schlich sich in den Stammbaum ein; aber dennoch sind alle Nachkommen bis heute Mitglieder des United Kennel Clubs International. Und das seit 1976!
Auf den ersten Blick wirklich ziemlich beeindruckend, die Ahnentafel-Pedigree vom Schweizerischen Zuchtverband für Rassehunde. Seit wir den neuen Wissenstand erkundet haben, sind wir gefühlt nicht nur eine Gesellschaftsliga höher gestiegen, sondern verstehen nun auch unsere halbadelige Tochter, die Besseres verdient hat als nur ein karges Hundeleben.

Wie schnell man einem Irrtum erliegt! Deshalb, bitte keine Vorurteile im Leben! Recherchieren, nachfragen; der Sache auf den Grund gehen! Es lohnt sich allemal. Liebe Grüsse!
 

Urs Spielmann, Breitenbach
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Das Klatschmohngerücht

8/20/2019

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​Der Schutz vor lokalen Fake News

Haben Sie schon mal etwas gehört von den sogenannten Klatschmohngerüchten? Wikipedia kennt diesen Begriff nicht. Mir hingegen ist er tief vertraut; seit einem gefühlten halben Jahrhundert; beinah schon symbiotisch an mich gekettet. Wieso diese Gerüchte so heissen? Weiss es echt nicht! Vielleicht weil eine Mohnblume so attraktiv, adrett und harmlos daherkommt. Wenn man sie jedoch unsanft abknickt oder an der Wurzel packt, fällt sie in Minutenschnelle kraftlos in sich zusammen.
 
Ein Sprichwort sagt: „Nur wo Informationen fehlen, ist fruchtbarer Boden für Gerüchte.“ Oder heisst es gar: furchtbarer Boden? Ein bekannter Publizist – fragen Sie mich nicht, wie er heisst – sagte einst: „Wo immer in der Kommunikation ein Vakuum entsteht, werden Gift, Müll und Unrat hineingeworfen.“  Meistens sind es gedankliche Fake-Konstrukte angegarter, säuerlicher Altfrusties.
 
Klatschmohngerüchte outen sich dadurch, dass sie meistens mit „Man sagt, er habe oder sie sei…“ oder „Haben Sie schon gehört, dass…“ beginnen. Und dann nimmt die angezettelte Botschaft - meistens eine miesepetrige Zweideutigkeit – ihren zumindest regionalen Lauf; ähnlich einem Kettenbrief, den man angeblich an sieben weitere Adressaten versenden soll, ansonsten das verheerende göttliche Unheil droht.

Bei einem solchen Gerücht initiiert meistens ein „Sweet-and-Sour-Kollege“ oder eine gefühlte Nebenbuhlerin - vorsätzlich oder zumindest grobfahrlässig - die Gärung des öffentlichen Ansehens. Alle Gerüchteproduzenten und –produzentinnen sind heisse Fans des Konjunktivs. Man sagt z.B., er sei konkurs. Man hört, sie habe einen neuen Freund. Es ist offenes Geheimnis, dass er Führerausweisentzug habe. Man sagt, er sei im Spital, Leberzyrrhose oder so. Sie sei seit Langem schon schwer drogenabhängig. Er habe zeitlebens krumme Touren gemacht und habe sogar ein aussereheliches Kind irgendwo im Welschland etc. Wenn man als Betroffener nachfragt, wer dies gesagt habe, will niemand die Verantwortung für die sich im Umlauf befindliche Gemeinbotschaft übernehmen. “Er ist, sie hat…“ trauen sie sich nicht zu sagen. Da müsste man ja selbst die Verantwortung für die eigene Aussage übernehmen.
Und wie schützt man sich gegen so viel Animosität und gegen solche Machenschaften? Zunächst steht man dem Ganzen recht machtlos gegenüber, denn man kennt ja die Quelle  nicht; weiss nicht, wer den Klatsch gepostet oder in die Welt gesetzt  hat. Mir persönlich hilft da eine Lebenserkenntnis, die ich erst im grauen, hellhaarigen Teil meines Lebensalters erkannt und gewonnen habe.

Meine Strategie beruht auf drei Säulen: Das Leben hat mich gelehrt, dass echte Konflikte und gravierende Meinungsverschiedenheiten nur mit Liebe und echter Wertschätzung zu lösen sind. Und da ich meinen Fake-Absender nicht kenne, bemühe ich mich um eine Lebenseinstellung, die von Toleranz und Akzeptanz geprägt ist. Das Schwierigste im meinem Bewältigungsprozess ist jedoch das Loslassen; die Beleidigung, die Verletzung weiterfliegen lassen. Abbürsten von der Seele, aus dem Gehirn verscheuchen und weg von den Eingeweiden. Wenn Sie das nicht können; wenn Sie sich den Lehren des Lebens gegenüber abweisend verhalten, droht Ihnen Krankheit, Frust und Herzinfarkt. Es gibt kaum etwas Schlechteres als Hader, Hass und Groll gegenüber dem Leben und dem Lauf der Zeit.

Aber zum Schluss gottlob doch das Allerschönste und auch Gerechteste: Das Newtonsche Gesetz „Actio gleich Reactio“, das besagt, dass jede Aktion eine gleich grosse Reaktion erzeugt, die auf den Verursacher zurückfällt. Mit anderen Worten: Ich brauche gar nichts zu tun. Ist das nicht wunderbar und äusserst tröstlich. Und ausserdem: Gerüchte sind Ausdruck des Neids. Und den muss man sich oft hart und beharrlich erarbeiten.
​
Oder ganz einfach auf den Nenner gebracht: Lassen Sie den Klatschmohn unter den Seinen; lassen Sie in dort, wo er wächst und sich wohl fühlt. Herzlichst bis zum ersten Herbstmonat!
 
Urs Spielmann, Breitenbach

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August 08th, 2019

8/8/2019

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