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Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

Lesen Sie nie eine Kolumne von mir,
wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

January 30th, 2023

1/30/2023

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Fort vom Sog und hin zum Trog

… oder der Weg zur Work Life Balance


Mal Hand aufs Herz! Was ist Ihnen lieber? Sich am Trog zu laben, an der Quelle zu erfrischen oder in einen Sog zu geraten? Na ja, kommt darauf an. Wenn im Trog verderbliches Essen liegt und die Quelle verseucht ist; der Sog hingegen gewinnbringend und positiv, scheint der Fall klar zu sein.

Aber so einfache Fragen stellt das Leben meist nicht. Das Leben ist komplex und manchmal wirklich kaum zu begreifen. Und bei fundamentalen Fragen tun wir uns oft besonders schwer. Sog oder Trog? Seien wir ehrlich! Von hundert Befragten würden mindestens 95 sich für den Futternapf entscheiden. Und dies meine ich, ist auch richtig so; denn der Trog und die Quelle spenden, geben Kraft und der Sog und der Schlund höhlen aus und ziehen hinunter.

Warum machen wir uns diese Erkenntnis nicht auch im Alltag zunutze? Die Meisten suhlen sich geradezu im Negativen. Speichern negative Erlebnisse wie Beleidigungen, Beschimpfungen, Verleumdungen und schlechte Erfahrungen oft Jahrzehnte lang in ihren verwundeten Herzen; vergessen aber das Gute, das Tolle und die Aufsteller ihres Alltags zu geniessen. Wäre es nicht besser, die nervtötenden, gesundheitsschädlichen Gedanken mal in ein paar Kelsag-Säcken zu entsorgen, um sich dann völlig entspannt den vergangenen Highlights hinzugeben zu können?
Loslassen ist eine der anspruchsvollsten Aufgaben, die wir auf unserem Lebensweg zu lösen haben. Wer nur Negatives speichert, ist nicht frei. Hat so etwas wie ein Messie-Syndrom. Auf seiner persönlichen Festplatte speichert er massenhaft geistigen Unrat, der sich langfristig persönlichkeitsverändernd auswirken kann. Warum nicht am vollen Trog verweilen? Warum nicht das Gute suchen? Ich zumindest habe keine Lust, in einen Sog zu geraten und im dreckigen Sumpfwassers zu ersaufen.

Lehre 1: «Lass das Negative ziehen und horte die Highlights».

Das bringt mich auf eine andere meiner Lebensmaximen. Viel begleitet in meinem Leben hat mich das 3-Säulen-Prinzip. Was das ist? Es handelt von der immensen Lebensbedeutung von drei Begriffen. Loslassen, Liebe und vom 3. Newtonschen Gesetz: jede Aktion bewirkt eine entsprechende Gegenreaktion
Das zentrale Gebot im Leben, meint der Verfasser ist zweifellos die Liebe. Liebe heisst Einheit, und Einheit ist stärker als Trennung. Liebe erzeugt keinen Widerstand und führt somit am schnellsten zum Ziel. Selbst die Vergangenheit kann nur mit Liebe bewältigt werden. Liebe versöhnt nicht nur den Geist, sondern auch den Körper.

Lehre 2: «Nimm die Menschen liebevoll auf und lerne zu verzeihen».

Und Actio gleich Reactio, d.h. dass jede Aktion, jede aufgewendete Kraft – wie sie auch sei - auf den Verursacher zurückfällt (Newton, 1643-1727). Oder philosophisch ausgedrückt: Das Leben antwortet – ob kurz oder lang - und zwar gerecht!

«Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken formen wir die Welt.»
(Buddha (560-480 v.Chr.)  Was bläuten uns unsere Eltern ein? «Wie Du in den Wald rufst, so tönt es zurück.»   Ein altes Sprichwort, das nach zig Generationen immer noch seine Gültigkeit hat.

Lehre 3: «Überlege gut, was Du denkst und was Du sagst».

Die dauernde Wertschätzung des Anderen ist der Grundpfeiler einer hohen Beziehungsqualität. Gute menschliche Beziehungen sind die stärkste Basis des Vertrauens. Ohne Vertrauen können wir keinen Zukunftsglauben entwickeln. Vertrauen macht das Leben nach vorne offen. Nur wenn die jeweilige Eigenart eines Menschen, seine Einzigartigkeit akzeptiert wird, wachsen solide Beziehungen und echte Zukunftsaussichten. Die Empathie ist deshalb so wichtig, weil sie einen Wertschätzungsvorrat schafft. Und den brauchen wir alle von Zeit zu Zeit.

Ich wünsche gutes Gelingen!


Der nächste Beitrag "Das IKEA-Syndrom" erscheint am 15.02.2023

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January 24th, 2023

1/24/2023

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Der Tag der seltsamen Erkenntnis
 
Mitten im Winter holt mich der Sommer ein. Mein Geist macht eine recht ungewollte, radikale Spitzkehre. Eine über 50 Jahre eingehämmerte, nie angefochtene und krisenfeste Überzeugung wurde in einer Nacht tsunamiartig hinweg gespült. Dass ich meine vermeintlichen Erkenntnisse und sauer verdienten Erfahrungen so schnell loslasse, hat mich selbst am meisten überrascht. Kann es wirklich sein, dass sich mein tief verinnerlichtes Feindbild plötzlich einer Frischzellenkur unterzogen hat? Oder bin ich in meinem hohen Alter der eigenen Labilität zum Opfer gefallen?
Mein persönlicher, gedanklicher Sommerbeginn hat einiges ausgelöst. Die Sprengkraft meiner Fantasie hat die Rangliste meiner Vorlieben gewaltig durchgebeutelt. Und das schon in der verschlafenen Winterzeit!
Seltsam, was der Gedanke an den Sommer auslöst, seit er bei Bayern München spielt. Ich hoffe, dass seine Karriere nicht noch beim FC Zürich endet.

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January 15th, 2023

1/15/2023

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Ein magischer Tag

… aus der Leere in die Fülle


Ich bringe jenen Tag im November letzten Jahres einfach nicht aus meinen Hirnzellen heraus. Oder fasziniert mich plötzlich das Nichts? Die Null, die Leere. Eigentlich nahm ich mir am Vorabend vor, etwas Schräges, aber doch Lustiges zu schreiben. Aber am nächsten Morgen: Stau im Grosshirn! Null Idee, kein Funke, keine Spur, keine Silbe, überhaupt nichts! Ich lahme im Haus herum, wie von einer akuten Arbeitsallergie befallen. Habe zu nichts Lust. Ausnahmsweise keine neuen E-Mails im Netz; nur Spams, die ich mit einem missmutigen Tastendruck lösche. Die Langeweile umzingelt mich langsam und vereinnahmt die karge Einöde meiner Gedanken.

Plötzlich gegen Mittag entdecke ich den blauen Himmel. Die Wolken, der Nebel und der miesepetrige Dunst haben das Feld geräumt. Die Sonne steigt auf und gleitet langsam über die angefrorenen Gräser des heimischen Banns. Es ist ungewöhnlich ruhig im Quartier. Ein paar Zufahrtsstrassen sind gesperrt; meine Frau arbeitet in der Gesundheitspraxis für ein paar Luxusstunden im kargen Rentneralter und unser Miniwelpe schläft wieder einmal den Schlaf des gerechten Kriegers mit dem kleinen, scharf gewetzten Junggebiss eines hündischen Flegelchens.
Auf einmal überkommt mich eine seltsame, fast übersinnliche Stille. Dass die innere Ruhe und die beschauliche Kontemplation ideale Samen sind zur Erkennung von Sinnfragen, wird mir erst zu dieser Stunde bewusst. Während die Sonne meinen Garten langsam fast zentimeterweise vom Firn befreit, schruppt und fegt der blaue Himmel nach und nach auch mein arbeitsunwilliges Gehirn.

Ich merke und spüre es in meinem Innersten, dass ich Teil eines grossen, göttlichen Ganzen bin; eingebettet im weiten universellen All. Nota bene und zu meinem Glück im privilegierten Teil! Denn erstens bin ich geboren als Homo sapiens; also als Wesen mit zwar wenig, aber doch etwas Verstand. Und ich bin gottlob noch in der Lage, selbstverantwortlich zu entscheiden und zu handeln. Zudem wohne ich in der Schweiz (oho!) und lebe in einer paradiesischen Blase; in einem der reichsten und sozialsten Staaten.

Sinnenfreudig geniesse ich alles, was ist; was kreucht und fleucht. Wieder einmal wird mir bewusst, dass wir mit allem verbunden sind; dass auf dieser Erde alles eins ist. Ob Pflanzen, Menschen oder Tiere. Völlig egal welche Arten, welche Sorten, welche Rassen, welche Hautfarbe; ob weiss, gelb oder schwarz. Wir sind alle „online-on-earth“!
Die vier Elemente Luft, Wasser, Feuer und Erde halten uns am Leben. Ob besser oder schlechter, reicher oder ärmer: die ganze Menschheit sitzt im gleichen Boot, isst vom selben Topf und schaut bang der gleichen Zukunft entgegen. Wie diese aussieht; ob wir eine gemeinsame Zukunft haben; ob die Menschheit überhaupt in der Lage ist, generationenübergreifend eine sinnvolle, langzeittaugliche Lebensgestaltung anzustreben und ob sie reifen kann, entscheidet ihre Mentalität, ihre Denkhaltung und ihre Religiosität. Und da liegt für unseren Planeten noch eine gewaltige Aufgabe brach; ein beinahe unerschlossenes Tätigkeitsfeld.

Konstantin Wecker, 1947, Poet, Sänger und Komponist nennt diesen ideell angestrebten Prozess „Auf der Suche nach dem Wunderbaren“. Einst waren wir schön, bis wir den Spiegel erfunden und uns mit Anderen verglichen haben oder vergleichen liessen. Einst waren wir mit einem VW-Käfer zufrieden, bis die übergrossen, breitreifigen Automonster auf den Markt kamen. Einst waren wir reich, bis Reichtum zum Statussymbol und damit ein Modewort wurde. usw. usf.
Und heute merken nicht mal die twitter- und facebook-süchtigsten Politnarzissen, dass sich unsere und auch ihre eigene Welt zunehmend auseinanderdividiert. Die Anerkennungssucht und das Geltungsbedürfnis des Einzelnen gepaart mit der individuellen Angst vor Werteverlusten führen zu einem übersteigerten Sicherheitsbedürfnis. Nur nichts Erarbeitetes aufgeben! Wohlstand hegen und mit allen Kräften fördern und pflegen. Und notfalls gewaltsam verteidigen. Trennen, was trennbar ist. Nicht näher aneinanderrücken. Mauern bauen, rhetorische Barrieren errichten. Medienpräsenz suchen und öffentliches Lob einheimsen. Geistigen Diebstahl als Eigenprodukt verkaufen; meist auf Kosten derer, die die Idee entwickelt haben oder zulasten von Untergebenen, die das Ganze ersonnen und ausgearbeitet haben.

Wäre es nicht gerade im reiferen Alter angebracht, die einst jugendlichen macht- und gewaltfreien Ideale zu reaktivieren und sie mit der eigenen Lebenserfahrung und der „grauen“ Weisheit zu kombinieren? Zum Nachteil der bestehenden Gesellschaft wäre dies sicher nicht. Dieser Kampf um Demut, Sorgsamkeit und Gerechtigkeit auf dieser Welt ist einer der wichtigsten der heute arbeitsmüden, ausgebrannten Nachkriegsgeneration.
«Woher wir auch stammen, wir sind eins und zusammen».

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January 01st, 2023

1/1/2023

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Die Retrokolumne vom März 2022


Das neue Laster der Menschheit

… oder heil Wladimir
 
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Was sich Putin, das Staatsoberhaupt der Sowjetunion und ehemaliger Chef des KGB (Komitee für Staatssicherheit der UdSSR, 1978–1991) gegenwärtig leistet, überfordert mein Denkvermögen in allen, wirklich allen Dimensionen und Denkrichtungen. Nach 75 Jahren mehr oder weniger friedlichem Dasein, sind mir zum ersten Mal alle Sicherungen gleichzeitig durchgebrannt. Geistiges Burnout.
 
All meine bisherigen Überzeugungen sind in Frage gestellt. Die meisten meiner Lebensprinzipien zerplatzten in den letzten Tagen wie eine Seifenblase. Mein Toleranzvermögen ist an seine definitiven Grenzen gelangt. Ich bin ratlos.
 
Wie begegnet man einem solchen menschenverachtenden Ungetüm, das aus den jüngsten Kriegsgeschichten nichts gelernt hat; das als Präsident der Russischen Föderation einen völlig sinnlosen Krieg angezettelt hat.
 
Ich gebe es zu. In einer früheren Kolumne habe ich geschrieben, dass sich die Bedrohungsformen nachhaltig geändert haben. Welch ein Irrtum! Ich habe die Reife unserer Menschheit masslos überschätzt. Wir sind wieder bei Adolf Hitler angelangt. Putins Raketenbeschüsse auf die ukrainischen Gross-AKW ist eine riesige Drohgebärde, ein Akt der Gewalt mit weltweitem Gefahrenpotenzial.
 
Was bedeutet das für uns und wie soll man mit solchen Schergen und Dämonen umgehen? Meiner Meinung nach kann man diesem Geisteskranken oder Geistlosen nur mit hartem, bedingungslosem globalem Widerstand entgegentreten. Nicht mit roher, militärischer Gewalt. Aber umso nachhaltiger mit Abkehr, mit Abbruch von Beziehungen, mit wirtschaftlicher Isolierung und globaler aktiver, geistiger Verurteilung. Weg von Forschung, weg von der Entwicklung; Weichenstellung auf das Stumpengleis. Kurz: Ins Offside laufen lassen.
 
Der deutsche Autor Konstatin Wecker schreibt in seinem Buch «Auf der Suche nach dem Wunderbaren». 

«Bleib erschütterbar – doch widersteh! Widerstand ist ein Menschenrecht und wir werden ohne Widerstand dem Gehorsam keine geeignete Antwort entgegensetzen können. Je älter ich werde desto sicherer bin ich mir, dass der Gehorsam einem anderen Menschen gegenüber – welche Rangordnung auch immer er in der jeweilig anerkannten Gesellschaftsordnung einnimmt – ja, dass diese Banalität des Bösen, dieses geduckte und stramme Gehorchen eines der Grundübel unseres ausschliesslich auf Macht basierenden menschlichen Zusammenlebens ist. Oh ja, es gibt noch andere anarchische Modelle. Und sie werden immer noch gelebt. Aber in unserem Universum, der ach so freien Welt, werden sie boykottiert und systematisch schlecht gemacht».
 
Eine Ode an die Freiheitsliebe, ein Votum gegenüber jeglicher Obrigkeit, ein Aufruf zum Kampf gegen Machtmissbrauch. Der Oberbegriff Missbrauch (lat. abusus) bezeichnet allgemein die Nichtbeachtung von anerkannten oder der in der Gesellschaft vorherrschenden Regeln. Dazu gehören nota bene auch Staatsverträge und Vereinbarungen. Und vor allem, und jetzt kommen wir zum Kernpunkt: Missbrauch von Macht und Einfluss.
 
Putin reduziert den Begriff «Globales Denken» scheinbar auf seine eigenen Wahnvorstellungen, die in seinen Geheimdienstzeiten im KGB gesät, gehegt und sorgfältig gepflegt wurden. Offensichtlich in der sind sie in der Zwischenzeitzwischenzeitlich so herangereift, dass der mittlerweile 70-jährige Wladimiroiwitsch sein Lebenswerk krönen will.
 
Ja, Konstantin Wecker hat recht. Widerstand ist hier und jetzt angesagt. Kunstschaffende, Poeten, Sänger, Kunstmaler, Du und ich und vor allem auch die zu Unrecht viel gescholtene internationale Presse.

Es darf nicht sein, dass eine neue Welt aufgebaut werden soll, die nicht mal weiss, was eine echte Demokratie ist. Putin hat sie nie gelebt und weiss nicht, wie sie funktioniert.

Er darf nicht sein, dass Drohgebärden von einer Oberpolitnarzisse den ganzen Globus unterjochen kann.
 
Es darf nicht sein, dass der Begriff Toleranz aus den Wörterbüchern und aus Wikipedia gestrichen wird, weil niemand sie mehr weiss, was das bedeuten soll.
 
Es darf nicht sein, dass die Zeiten des Leidens von 1939-1945 nach ihrer geistigen Beerdigung wieder auferstehen.
 
Deshalb möglichst schnell zurück zu wahrer Solidarität und fruchtbarer Globalität. Dies ist kein Kampf gegen die russische Bevölkerung, sondern allein gegen Wladimir Putin, dem neuen Träumer einer weltumfassenden Macht. Zeitlebens war ich ein erbitterter Gegner der Todesstrafe. Mein Geist versucht zwar, ein Umdenken zu verhindern, aber er hat es gegenwärtig sehr schwer. In fundamentalen Fragen folge ich meistens dem Bauch. Und auch er beginnt zu zweifeln. Vielleicht hat er sich in der Zwischenzeit ausnahmsweise mit dem Verstand verbündet.
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In tiefer Verbundenheit

Urs Spielmann Breitenbach (geschrieben am 5.3.2022)
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December 31th, 2022

1/1/2023

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​Neujahrswünsche


Ich hatte bisher ein sehr farbiges, buntes Leben. Es war etwas zwischen dem himmlischen Blau, dem gefährlichen Rot und dem verblendendem Gelb.

Jedes nachhaltige Erlebnis beinhaltete einen Lernprozess, der gedeutet, verarbeitet und akzeptiert werden musste.


In diesem Sinne wünschen ich ihnen ein friedvolles, corona-freies, kerngesundes, alles Bisherige übertreffendes, neues Jahr. 

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December 20th, 2022

12/20/2022

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Der Kreislauf der Natur

… oder bin ich eine Traube?
 
 
Wahrlich, wahrlich! Mein Frühling ist schon ewig vergangen und der Sommer hat sich weggeschlichen. Ich bin verblüht, welk und abgehärmt, wie meine wunderbaren Rebstöcke im Garten.

Es herbstet überall bei mir. In den Augen, in den Ohren, nur im Mund noch nicht, ausser an den Lotterzähnen. Die Glieder werden immer ungelenkiger; die Hände vergreifen sich immer öfter und die Füsse schlagen an jeder neugierigen Kante an. Das Gehirn schaut ungern zurück und vergisst immer mehr, zu was es eigentlich da ist. Die schönen Honigbienen haben mich verlassen. Ich sehe keine Drohnen mehr. Ausrangiert, Tempi passati! Vergangen, vergessen und beinah vorbei.
Ich fühle mich wie eine mehrjährige Pflanze, die sich fragt, ob sie wohl den nächsten Frühling nochmals erleben wird. Ob sie nach der langen, öden Durstzeit die Kraft nochmals findet, wieder aufzublühen; oder ob sie den Gang zur Grünabfuhr antreten muss. Von meinem Arbeitsplatz aus sehe ich unsere beiden Rebstöcke. Und die stehen abgemagert, mit abgewelkten Blättern nachdenklich in der herbstlichen Landschaft.

Ich fühle mich plötzlich eng verbunden mit ihnen. Es ist ihnen gleich ergangen wie mir. Sie waren stolz auf ihre Blüte, auf das von ihnen selbst Erschaffene und dann wurde es ihnen geklaut. Ihr Stolz, die Trauben wurden ihnen schonungslos abgekröpft. Sie wurden ohne ihr Einverständnis fremd angeeignet und wurden ausgequetscht bis zum Geht-nicht-mehr.

Machten den Jakobsweg in das Weinfass und harren nun der Dinge, die da kommen werden. Wenn es eine Gerechtigkeit gibt auf Erden, dann wäre dies eine glanzvolle Auferstehung als hochwertiger Spitzenwein. Auch ich musste lernen. Öfters kommt es anders, als man denkt.
Und das Leben schulte mich schonungslos. Mir erging es gleich wie der Traube. Intensiv durchlebter Frühling mit an Schluss auch regnerischen Tagen. Ein sehr schöner, oft gar zu heisser Sommer und ein nachtragender Herbst mit Donner und etlichen Gewittern. Wie bei der Rebe wurde auch mein Stolz und mein Wissen fremd annektiert. Ohne mein Einverständnis und ohne den gebührenden Dank.

Tönt etwas frustriert und verbittert. Ja, ich bin enttäuscht. Aber dies ist der Weg, der Pfad all unseres irdischen Daseins. Das liegt, wie wir so gerne sagen, in der Natur der Sache. Der Sinn des Lebens aller Pflanzen, aller Tiere und besonders der Menschen ist die Akzeptanz der Vergänglichkeit verbunden mit der Aufgabe, das Schöne und den inneren Frieden im Hier und Jetzt zu suchen.
Das Leben führt jeden Menschen an seine Grenzen. Es ist ein Zickzack-Lauf zwischen den Extremen. Wirklichkeit-Illusion, gut-schlecht, auf-ab, lieb-böse, arm-reich, jung-alt, egoistisch-grosszügig, aufgeweckt-abgelöscht.

Vom Staatsanwalt zum Verteidiger, vom Stürmer zum Torwart. Vom Antizipieren zur Rückwärts-Orientierung. Von der Beweglichkeit zur Starre. Vom Wein zum Traubensaft, vom Espresso zum Milchkaffee. Vom Coca-Cola zum Mineralwasser, von der Treppe zum Lift und vom Kassenschrank zur Pillendose.

Und dann kommt der harte Winter, die Jahreszeit des Widerstands und der Beharrlichkeit. Der Winter, der manches Sein sterben lässt und scheinbar nichtwissend alles weiss zudeckt. Spätestens jetzt werde ich mir bewusst, was das Lebens ist. Ein steter Kreislauf der Natur. Auch die Mehrjährigkeit geht einmal zugrunde.

Ich bin vorbereitet. Den Trost suche ich meinem Endzeitgedicht:
 
Brille, Hörgerät und ein Verdauungsschnaps
Ein Gebiss im Glas und reinigende Corega Tabs
Ein verbrauchtes Gehirn, das nicht mehr denken will.
Alles wird ungelenk und es wird plötzlich still.
 
Starre Finger, die sich liebend vertippen
Lebensfreud kommt kaum mehr über meine Lippen
Der alte Freundeskreis ist diskret verschwunden
Neu bin ich mit dem Pflegepersonal verbunden
 
Salben, Pillen und Tinkturen im Überfluss
Verbände, Pflaster und ein grosser Bluterguss
Ein Schrittmacher, der das Herz unterstützen soll
Ja, auch das Altsein ist lebenswert und mega toll
 
Es gibt nichts, rein gar nichts zu bereuen oder zu betrauern. Ganz im Gegenteil! Ich jedenfalls bin stolz auf meinen, teilweise mit Tiefpunkten und Schwächephasen, aber doch ziemlich konsequent gelaufenen Lebensmarathon.

Vor nicht allzu langer Zeit sind meine Frau und ich auf die Zielgerade eingebogen. Und wir sind sicher, trotz etlichen, bitteren Stunden doch noch das letzte Band, das unerforschbare Ziel durchkreuzen zu können. Wenigstens dieser Triumph sei uns allen gegönnt sein.
 
Dies war die letzte Kolumne. Ich möchte mich für Ihr Interesse an meinem Geschreibsel herzlich bei Ihnen bedanken. Sie hatten es mit mir in den letzten fünf Jahren nicht einfach gehabt. Das Präsentierte war zeitweise etwas schwer verdaulich, aber wir haben es ja alle gemeinsam überlebt. Ein grosser Dank geht auch an s’Blettli-Team, besonders an Petra Dürr und Christian Borer für die wunderbare und megatolerante Zusammenarbeit.
 
«Hebet’s guet, blibet gsund und läbesfroh. Zum letschte Mol, bye, bye!»

... und übrigens, um falschen Vermutungen vorzubeugen: Es geht mir derzeit richtig gut. Ich wollte als ehemaliger Heimleiter nur auf die Problematik des Alters aufmerksam machen.
Hier auf der SchreibBar geht es weiter.​

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November 23rd, 2022

11/23/2022

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Sich selbst heiraten

… oder geht’s noch?
 
Hoppla. Hoppla! Die Welt entwickelt sich immer weiter. Scheinbar kann man nun an gewissen Orten und Ländern sich selbst heiraten. Vor allem in Kulturen, wo sonst Ehen elterlich arrangiert werden. Wo standesgemässe, finanzträchtige und reproduktionsgerichtete Aspekte von besonderer Bedeutung sind.
 
Wir, meine Frau und ich warten schon gierig darauf, dass wir auch in der Schweiz dieses Recht in Anspruch nehmen dürfen. Kürzlich haben wir intensiv über dieses Szenario geredet. Der langen Diskussion der kurzer Entscheid: Wir lassen uns höchstwahrscheinlich scheiden.
Meine Frau wäre wieder Alleinstehende und ich – kaum geschieden -bin am gleichen Tag schon wieder verehelicht. Ich heiratete mich selbst. Die Voraussetzungen erfülle ich. Etwas Narzisstisches und Selbstdarstellerisches ist schon vorhanden. Das tönt gemäss meiner Gemahlin gar nicht schlecht. Das passt! Auch die die übrigen Anforderungen erfülle ich problemlos.
 
Meine miesen Launen und Macken, meine geistige Sprunghaftigkeit auszuhalten, braucht schon an anständiges Mass an Ausgeglichenheit und innerer Ruhe. Das geht Kopf an Kopfe mit weniger Toleranz und seniler Besserwisserei, sowie dunkelgrauer Vorzeichen schleichender Pflegebedürftigkeit.
 
Mein Körper und mein Geist brauchen immer öfter kreative Erholungspausen. Ich brauche mehr Schlaf als früher und bin gar schon auf den Weg von der normalen zur senilen Vergesslichkeit.
 
Auch meine jetzt schon ausgemergelte Geduld, ist nach wie vor eine Zumutung für mein ganzes Umfeld, vor allem für meinen Arzt (allfällige Wartezeiten), für den Pfarrer (herbeisehnen der Schlussglocken), die Discounter (endloses Warten in der falschen Schlange) und die Post (nun ja, sie wissen schon, was ich meine).
 
Vorteile hätte das Ganze in jedem Fall: Ich könnte oder müsste gar als Alleinstehender von nun ab die Mahlzeiten für zwei Personen runter schlingen. Das heisst, mein schon eh kritischer Bodymassindex würde sich relativ schnell in den dunkelroten Bereich aufschwingen.
 
Komfortabler wird’s dafür zu Hause Ab sofort ein Doppelbett für mich allein. Aber der Nachteil: Wenn ich mich scheiden liesse, müsste ich mir selbst gar noch Alimente zahlen, damit ich mich in meinem neuen Ehestand auch standesgemäss ernähren und ich mich eventuell in einer Altersakademie weiterbilden könnte.
 
Steuertechnisch? Ein Schnäppchen. Als Verheirateter würde ich die Ehepaarrente von Fr. 3585.00 erhalten und meine Frau als Alleinstehende 2390.00, also insgesamt Fr. 5975.00. Doch das lohnt sich! Und den Mietwert der eigenen Wohnung müsste nur eines von uns beiden versteuern. Eine höchst interessante Perspektive.
 
Aber Vielleicht steckt ja hinter der Selbstehe auch eine auch eine andere etwas perfidere Absicht. Man will mir meinen eigenen Klon aufhalsen. Ehrlich diesen grantigen, alten Greis würde ich erwürgen. Oder er gar mich?
 
Höchst brisant! Wäre das ein Mord oder gar ein Doppelmord? Täter und gleichzeitig Opfer? Auf alle Fälle wäre es eine altbekannte, äusserst radikale Variante, eine Beziehung zu beenden. Zudem wäre es garantiert das erste perfekte Verbrechen. Es wird auch bei jahrelangem Suchen keinen Täter geben, nicht mal ein Motiv, weil ich noch vorhanden bin, allerdings nun wieder allein als Witwer. Wieso auch? Es gibt gar nicht mal eine Leiche.
 
Aber wenn es anders läuft – was nicht zu erwarten ist – dann müsste einer von uns zweien müsste in den Kerker. Und das Fiese: Mein Ehepartner nimmt mich gleich mit, weil wir uns ja gegenseitig ewige Treue gelobt haben. Mein Kopf beginnt zu schwirren.
 
Wenn ich mich scheiden lassen würde, dann müsste ich wahrscheinlich zum ersten Mal in meinem Leben Alimente zahlen müssen. Und zwar mir selbst. Faszinierend. Das heisst: Ich würde einerseits zahlen, hätte aber nach wie vor gleich viel auf meinem Konto. Super! Die Idee ist faszinierend. Und das als Geschiedener. Und solcher Vorteile gibt es wahrscheinlich noch viele. Denken Sie nach! Es lohnt sich.
 
Meine Jetzt-noch-Ehefrau überlegt sich nun gar, ob sie das Gleiche ebenfalls tun soll. Das hätte gar den Vorzug, dass sie nicht mal den Mietwert der eigenen Wohnung zahlen müsste; denn der ist schon bezahlt vom männlichen Ehepaar.
 
Mit diesem Schachzug würden wir den Batzen und das Weggli erhalten. Wir könnten mit zwei Ehepaarrenten – Fr. 7270.00 – und unseren beiden Pensionsgeldern in aller Ruhe bis zum Lebensende in einem komfortablen und luxuriösen Doppelkonkubinat weiterleben. Und alle dürften sich wohl auf ewig treu bleiben.

Urs Spielmann, derzeit immer noch verheiratet.

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November 07th, 2022

11/7/2022

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​​Leserbrief vom 08.11.2022 in der BZ
 
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​Traugott bei den Wahlen
 
Ich möchte alle Schweizer Politikerinnen und Politiker, die bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen für eine neuzeitliche, richtungsweisende Schweiz, ermuntern, sich für eine Kandidatur zur Verfügung zu stellen.
In unserem Staat ist – wenn man nur will – alles möglich. Wenn es ein notorischer Cassis-Trinker, ein gewöhnlicher Maurer, eine am Herd, und selbst eine aus dem Keller geschafft haben, warum denn nicht auch Sie?
Dies ist keineswegs eine neopolitische Erscheinung. Wir hatten schon früher einen Burgknecht, einen Spühler, einen Graber, sogar einen Bon Vin in der Landesregierung. Eine Dreifüssige, einen Schlumpf und sogar einen Blocher, der seinem Namen nachhaltig gerecht wurde.
Wohlan gehen Sie ran. Es kann sich lohnen und Traugott bei den Wahlen. Viel Mut tut jedem gut. Unsere heutige Schweiz wartet auf Sie.

Urs Spielmann, Breitenbach

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November 07th, 2022

11/7/2022

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​Die Retrokolumne vom November 2019


​​Die Traumbilder der Glamourwelt
 
 Was ist eigentlich Glamour? Was bedeutet das? Der Begriff stammt aus dem Schottischen und bezeichnete ursprünglich einen Zauberspruch oder eine
Verhexung. Dieser Goût des Verblendens geht ihm heute noch nach. Glamour
umfasst ein besonders prunkvolles, elegantes Auftreten in der Öffentlichkeit; ein selbstdarstellerisches Wesen, das sich vom Alltag und vom Durchschnitt deutlich abheben will. Voller Glanz und Gloria! Etwas, das viele Normalsterbliche seltsamerweise zu faszinieren vermag! 
 
Mit einem simplen Mausklick loggt man sich in die Welt des Glamours ein. Wenn Sie den People Flash abonnieren, verpassen Sie nichts mehr aus der Welt der Reichen, Schönen und vor allem der Menschen, bei denen nicht ganz klar ist, warum sie eigentlich berühmt sind.
 
Ich persönlich mokiere mich ein bisschen über diese raffiniert inszenierten Promi-Auftritte; wundere mich aber gleichzeitig auch über die Schicki-Micki-Blätter, die mit Liebe, Tränen, Geld und Emotionen ein Riesengeschäft machen. Dabei geht es doch meistens um altes Blaublut oder um kaltblütige Egozentriker. Stolz auf Prunkbesitz und geil auf Fotoblitz. Die Einen sind geistig limitiert auf ihr Kastendenken und die Anderen auf ihr Geschäft mit dem Kostensenken. Gemeinsam verbindet sie die pseudo-aristokratische Lebensphilosophie: Reichtum paart sich mit Schönheit; die Jugend begehrt den Zaster und das Alter das ewige Laster!
 
Was soll dieses Scheintheater? Ist es die Vorführung von Geld und Macht oder die Vorspiegelung von vermeintlichem Glück? Was fasziniert die Menschen so sehr, dass so viele die Medienstars beinahe kriecherisch anbeten? Dabei geht es für die Promis doch nur um Connections, Small-Talk und Business-Gefasel; Markt und Nutzen, Gewinn und Rendite. Sie versprechen sich durch den hohen Beachtungs- und Bekanntheitsgrad, durch Volksnähe und öffentliche Akzeptanz noch mehr Macht und Einfluss zu gewinnen.
 
Aber – und diese Frage beschäftigt mich - wo bleibt da der Frustrierte, der politisch Entwurzelte, der seitlich Umgeknickte? Niemand nimmt ihn ernst. Seine Stimme wird immer leiser; er hört nicht mehr auf sein Inneres, wird geistig taub; wird zum Einzelgänger, zum Abgestempelten, von der Gesellschaft Ausgeblendeten. Er wird zum Sozialabsteiger, verliert die Selbstbestimmung und entwickelt sich ob kurz oder lang schlussendlich zum isolierten Outsider.
 
Und dabei – seien wir ehrlich – besitzt der Status Glück doch für die meisten Menschen den grössten Stellenwert. Aber wer ist denn nun der Glücklichere? Der Glamouröse, der Glanz-und-Gloria-Fan oder der Sozialaussteiger? Oder gibt es gar noch eine vierte Spezies? Eine Kategorie der Empathischen, die auch randständige Menschen ernst nehmen. Solche, welche die Macht und das Gehabe der Einflussreichsten nicht bewundern, sondern nur ihrem eigenen Gewissen und ihrer eigenen inneren Geisteshaltung folgen. Eine Spezies, die nur selbstbestimmt leben möchte und nicht in Abhängigkeit geraten will zu wem oder was auch immer.
 
Wie man das macht? Eine der Strategien, die Mathias Binswanger - ein bekannter Volkswirtschaftler - in seinem Buch „Die Tretmühlen des Glücks“ vertritt; versucht die ganze Problematik mittels eines Bildnisses zu verdeutlichen. Er meint, dass die Wahl des richtigen Teichs entscheidend ist. Wenn die Fische um uns herum zu gross sind, sollten wir einen anderen Teich suchen. Lieber ein Leben als grosser Fisch in einem kleinen Teich, als ein Dasein als kleiner Fisch im grossen Haifischbecken. Glück hat nichts zu tun mit Geld, Erfolg und gutem Aussehen. Hat nichts zu tun mit einem Job bei der Schweizer Nationalbank oder einem Chefposten bei einem erbarmungslosen Konzern. Glücklich kann nur sein, wer mit sich selbst im Reinen ist und stimmig durchs Leben geht.

​Meinen Sie nicht auch?

Eine neue Kolumne erscheint am 23.11.2022

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October 07th, 2022

10/7/2022

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Die Retrokolumne vom Juni 2019


Über Bengalos und Zuckerstöcke

 
Manchen Handwerkern geht es derzeit richtig gut. Ihr Geschäft blüht nicht nur frühlingshaft, sondern beinahe schon sommerlich. Die Konjunktur, insbesondere der Bauhype spült ihnen kräftig Mammon in ihr Portefeuille. Aber aufgepasst! Das Geschäftsleben ist launenhaft und heimtückisch. Chef sein, ist sehr anspruchsvoll. Ein Geschäft zu führen heisst, eine wunderbare, vor allem konstante Performance zu spielen auf der Klaviatur Ökonomie, Soziologie und Ökologie. Um wirtschaftliche Verantwortung übernehmen zu können, muss ein Management-Denken mindestens einen Zeitraum von zehn Jahren umfassen. Wie entwickelt sich mein Tätigkeitsfeld? Wie sieht unser Unternehmen im Jahre 2030 aus? Gibt es Nischen oder USP Unique Selling Propositions, die man nutzen könnte?  Welche Schritte gehe ich heute an, damit die Mitarbeiter und ich in einem Dezennium die Früchte unserer Arbeit ernten können?

Die vordringliche und primäre  Aufgabe eines Chefs ist es, vor allem die Vordenkerrolle zu übernehmen. Vorkassieren hingegen ist kein Chefprivileg, sondern ein echt unmoralischer Spiegel  eines  verwirrten, sich selbst überschätzenden  Capos der neomodernen Business Class.
Im Zentrum jeder geschäftlichen Tätigkeit ist neben der wirtschaftlichen Bedeutung die nicht zu unterschätzende soziale Komponente: Wer als arbeitender Ruderer im gleichen  Boot sitzt, erleidet ein ähnliches Schicksal wie sein Kapitän. Deshalb ist die Geschäftsleitung  - und das muss man sich bewusst sein – auch für das Wohlergehen und die work life balance seiner Mitarbeiter  verant-wortlich, nicht nur – wie viele Jungmanager meinen - für die buchhalterische, bonusbringende  Seite ihres oft  moneygeilen Geschäftsgebarens.

Besondere Vorsicht ist geboten bei sogenannten Geschäftskollegen. Diese sind oft nur Verbündete. Interessenhalber auch vertrauenserweckend, anpassungsfähig und nett. Aber aus eigenen Erfahrungen: Die gedanklichen Hinterhalte dieser Kriechfreunde und Pseudo-Bewunderer sind oft die schlimmsten. Darum prüfe nach altem Muster, wird sich bindet. Nicht nur in der Ehe, auch im Geschäftsleben.

Und Achtung, liebe Handwerker! Hände weg vor Männerfürzen. Keine Verträge mit Bengalos und Zuckerstöcken! Was ich damit meine? Männerfürze machen Krach und verbreiten Angst. Bengalos werden zur effektvollen Beleuchtung verwendet, sind farblich nach Bedarf einsetzbar und sehr flexibel . Zuckerstöcke produzieren ein prächtiges Feuerwerk. Faszination pur! Effekthöhe 4 m, Sicherheitsabstand  15 m mit einem Gefährdungspotential von 1600 – 2500 °C.  Alles teuer und maxi intensiv;  jedoch nur mit einem Glanzauftritt von ca. 35 sec. Und dann? Alles abgebrannt, Schäden rund herum.  Überall Abfall, schwarze Flächen, Löcher und teils auch Brände.
Langer Rede kurzer Sinn: Stellen Sie keine Männerfürze, Bengalos oder Zuckerstöcke ein. Sie sind glänzende Rhetoriker, versprechen das Blaue vom Himmel, haben oft tolle Ideen und, und, und…? Aber nach drei Monaten ist die Luft draussen und das faule Ei drin. In Ihrem Geschäft! Versuchen Sie Ungehörtes hörbar zu machen.  Schalten Sie bei der Rekrutierung Ihres Personals Ihr logisches Denken aus und hören Sie auf Ihren Bauch. In Personalfragen ist Ihr Airbag der bessere Ratgeber als das unerschöpfliche Potential Ihrer Hirnzellen.

Wo Sie hingegen Ihre Ratio einsetzen sollten, ist bei der Interpretation der Wirtschaftszyklen. Diese sind äusserst volatil und unterteilen sich in vier Phasen: Expansion, Boom, Rezession und Depression. Zu erkennen, wo die heimische Wirtschaft gegenwärtig steht, ist äusserst schwierig und oft auch fehleranfällig. In der Regel beträgt ein Wirtschaftszyklus ca. 6-10 Jahre. Bei der gegenwärtigen Boomsituation droht meines Erachtens schon bald die nächste Rezession. Risiko drosseln, ist angesagt;  multifunktionale Mitarbeiter, Auftragsspitzen mit befristeten Arbeitsverträgen absichern; d.h. hohe Flexibilität, Innovation und stete Bremsbereitschaft erstellen. Die Wirtschaft köpft und kröpft sich selbst. Verschwenden Sie Ihre wertvolle Energie nicht mit sinnlosen Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten. Konzentrieren Sie sich auf das Wichtigste: stets Neubeurteilung der Lage. „Wieder mal in die Hände gespuckt“, ist out. Seminare konjunktureller Schönredner sollten ausgeblendet werden. Denkarbeit ist angesagt; die Suche nach dem Weg 2030! Das ist die sicherste Investition und meines Erachtens auch die beste Anlage.

Bis zum nächsten Mal!

Die aktuelle Kolumne erscheint am 26.10.2022

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