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Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

Lesen Sie nie eine Kolumne von mir,
wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

26 Mai 2024

5/26/2024

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Erinnerungen an einst

… oder wie das früher war
 
 
Ich bin ab 1947 aufgewachsen in einer Polizeifamilie, die früher zum oberen Mittelstand gehörte. Ja, so war es! Der Pfarrer, die Lehrer und die Ordnungshüter waren noch Respektspersonen. Meine Mutter wurde in der Öffentlichkeit nicht mit ihrem Namen angesprochen, sondern mit Frau Wachtmeister.

Ich, der jüngere der beiden Söhne hatte ein Kleinzimmer im Estrich; zwar kärglich ausgebaut, aber immerhin ein eigenes.  Mit der Zeit wurde es zur Rumpelkammer mit Aussicht auf suhlende Säue im gegenüberliegenden Moorgarten. Im Parterre meine Eltern. Eine nicht immer, aber meistens gemütliche Stube. Dazu eine Küche, Badewanne mit WC, Grosis-Reduit und das elterliche Horizontal-Zimmer.

Die Dusche war draussen, Gartenschlauch. Wir waren stolzer Besitzer eines Peugeot 202, ein Gefährt, das man zur Not auch mit einer Kurbel zum Laufen brachte. Das einzige Auto auf dem Markt mit zwei nebeneinander liegenden Scheinwerfern hinter dem Kühlergitter und Blinkern auf den Kotflügeln.

Und der Polizeiposten? Drei Arbeitsplätze und eine Knastherberge mit 6 Einzelzimmern; ein kleines Hochobenfenster, ein klappbares Eisengestell zum Schlafen, ein gelbliches WC und einen Service mit aparten Futternäpfen.

Weiter im Keller unten eine 1-Nachtsuite ohne Fenster mit Spreuersäcken, die der Promille-Verarbeitung dienten. Zentral im Raum an der tiefsten Stelle eine eingebaute Dohle für extravagante Hals- oder Darmentleerungen. Alles ein- und vor allem ausbruchssicher mit schlagresistenten Betonmauern und dickwandigen Türen. Und der sonstige Keller? In Erinnerung habe ich noch den grossen Trog. Waschmaschine? Denkste! Wäsche waschen war Handarbeit. Statt Tumbler nahm man die Wäschemange. Anschliessend musste alles bis zum letzten Stoffnastuch an den Wäscheleinen aufhängt werden.

Kommen wir zur Küche! Der Geschirrspühler war ich, auch der Abtrockner. In der Küche ein kleiner Kühlschrank Marke Sibir, wie jeder rechte Schweizer. Ein Tiefkühlfach? Wenn überhaupt, dann in der Cheesi. Teflonpfannen? Kannste denken! Dieses Wort kannte man noch nicht. Eisenpfannen waren Trumpf und Nachkriegsfeinheiten wie «Schnitz und Drunder» oder Fleisch von nota bene selbst gepflegten Hühnern. Und die innig geliebten Kaninchen wurden sinnigerweise nur an edlen Sonntagen verfuttert. Und massenhaft Eier. Jene ohne Schale landeten in einem Zopf oder wurden von meiner Mutter in der Röstipfanne so lange misshandelt, bis sie zum Rührei wurden.

Toast? Die Eltern konnten noch kein Englisch. Wir assen schlicht und einfach altes Brot mit Konfitüre aus dem Einmachglas im Keller. Manchmal trotz Paraffin-Verfahren mit etwas weissem Schimmel. Einfach abgekratzt und runtergewürgt!

Wunschberuf Trämliführer. Die Eltern aber hatten anderes im Sinn. Eine Schnupperlehre als Ministrant im Kloster. Die angedachte klerikale Karriere erwies sich jedoch als gigantischer Trugschluss. Unbändig lockte mich hingegen der Fussball. Aber damals wurden die Lederbälle, wenn es regnete, schwer wie Blei und entwickelten sich beinahe zu einer Kanonenkugel. Deshalb war Torwart nichts für mich. Stürmer? Zu langsam. Verteidiger? Anderen nachrennen, ein No go! Blieb nur noch der Aufbauer. Der ging mir ein Leben lang nach.

Schulzeit? VU-Latten mit rustikaler Kandahar-Kabelzugbindung. Skihosen aus Vaters Uniform mit Helvetia-Nähmaschine im Retro-Style angefertigt. Bike war noch nicht im Sprachgebrauch, aber die Velo-Marke Condor aus dem Jura, der Lieferant des damaligen Ordonnanzrads. Später neue Interessen: Motorisierte Gefährte aus dem Lager der polizeilich konfiszierten Töfflis. Puch, Sachs und DKW waren die Hits. Das Velo Solex sass höchstens auf der Ersatzbank.

Für interne Notfälle hatte man ein Wandtelefon mit drehbarer, runder Wählscheibe. Unser Spotify war eine kleine, dürftige Schallplattensammlung. Vinyl-Dinger, die mit 45 oder 78 Umdrehungen pro Minute abgespielt werden mussten. TV schwarz-weiss! Die Sportschau abends 22.15 Uhr im Ochsen. Später dann Erwerb eines Gerätes Marke Nordmende Modell «Edition Geflimmer» oder «Internationale Linie ist unterbrochen».
 
Jetzt weiss ich endlich, wieso die trendigen Jungen die Alten etwas grossräumig umgehen. Sie wissen nicht, wovon wir jeweils reden.                                          
 

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