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Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

Lesen Sie nie eine Kolumne von mir,
wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

Schmarotzergedanken

11/23/2017

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Unser Kollege Bonomo Balsamico
Unseren mittlerweile schon langjährigen Familiengast nennen wir entgegen seiner Geburtsurkunde Bonomo Balsamico. Bonomo, weil dieser Name für uns Fremdartigkeit, Verbundenheit, Gelassenheit und Güte symbolisiert. Balsamico wegen seinem dunkelbraunen Teint und weil er den ihm angeborenen süss-sauren Charakter nicht verbergen kann. Den Begriff Kollege Essig haben wir tunlichst vermieden, weil er doch etwas über das Ziel hinausschiesst.
Im Grunde ist Bonomo ein armer Kerl. Er ist vor Jahren aus einem Übergangsheim bei uns gestrandet. Und wie das so ist bei Fremden, er ist Gefangener seiner Herkunft und kann ganz offensichtlich seine Gene weder verleugnen noch verbergen. Besonders der Begriff Ordnung ist ihm ein Fremdwort. Alles steht oder eher liegt dort, wo er es zuletzt gebraucht hat; kreuz und quer, ohne erkennbares System. Von Kultur hat er scheinbar noch nie etwas gehört. Farbenflair und Aesthetik kennt er nicht mal als Wort, geschweige denn seine sprachliche Bedeutung.
Wohl aber Schönheit und Harmonie, wobei wir uns nicht sicher sind, ob er bisweilen Harmonie nicht mit Hormonie verwechselt. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit ruft er aus wie Macho persönlich. Beim Anblick männlicher Wesen beginnt er zu eifersüchteln, bei einem holden Weibchen hingegen rennt er wie von der Tarantel gestochen mit einem lüsternen Blick im Raum herum. Sein auffälliges Balzgebaren  – man muss es so sagen - deutet auf eine ausgeprägte Schwanzsteuerung hin.
Auch Hygiene ist für Bonomo ein Fremdwort. Sauberkeit erachtet er als abartig. Waschen mit Seife? Denkste! Einen Monat kann man es seiner Meinung nach in seiner Haut wohl sein lassen. Zum Schwitzen kommt er bei seiner Arbeitsmoral eh nie. Dies ist keine medizinische, sondern eine genetische Allergie.
Was er hingegen glänzend beherrscht ist die Abzockerei bis zum Geht-nicht-mehr. Er nutzt uns aus nach Strich und Faden und ist zudem äusserst anspruchsvoll. Er verkehrt ganz zielgerichtet und zwar ohne zu fragen in unserer Vorratskammer – zumindest wenn sie nicht abgeschlossen ist - und stürzt sich skrupellos auf alle bereit gestellte Leckereien. Vor allem frisch-dämpfende Blueberry-Muffins und Grossmutters Schokoladentorte haben es ihm angetan.
Von einer Kostenbeteiligung keine Spur. Dabei haben wir ihm seine Unterkunft mietzinslos und nebenkostenfrei zur Verfügung gestellt. Von steuerlichen Abzügen wie z.B. behinderungsbedingte Kosten oder aufwendige Pflege und Betreuung familiennaher Mitbewohner können wir nur träumen.
Und, was uns selbst am Meisten erstaunt: Mit seinem gewinnenden, herben Charme schafft er es auch in den heikelsten Krisensituationen immer wieder unsere beinahe monatlich auftauchenden Kündigungsgedanken mit schmeichelnden Tönen und seinem schuldbewusstem Softie-Blick friedensstiftend zu abzuwenden. Aber Tatsache bleibt Tatsache: er nimmt uns seit Jahren aus wie eine leibhaftige Weihnachtsgans. Die Kolumne mutet sich jetzt etwas rassistisch an, denn sie hat – und das ist unbestritten - einen etwas schalen Beigeschmack. Dem ist aber gar nicht so!
Bonomo ist zwar dunkelbraun und nicht rassenrein, sondern nur ein „ Baschti“; eine Promenadenmischung zwischen einem rüden Rauhaardackel und einem abgetakelten Nobel-Yorkshire. Aber das tut nichts zur Sache. Ist auch nicht strafmildernd.
Der Lausebengel zieht uns sein Fell wirklich übel und nachhaltig über die Ohren. Seit ein paar Tagen isst er über das Wochenende kein Royal Canin Edelfutter mehr, sondern nur noch Schweizer Biofleisch-Spezialitäten wie Original Ballenberger Chnebeli oder Ueli’s Entenbrüstli aus dem Appenzell. Also nicht nur verfressen, sondern samstags, sonntags auch noch kreativer Feinschmecker. Zumindest in diesem Bereich ist langsam etwas Kultur wahrnehmbar.
Und so kommt es, dass - wenn wir wieder etwas Hoffnung schöpfen - uns am Schluss gewillt zeigen, ihn weiter bei Laune und uns zugehörig zu betrachten. Die Ungemach bleibt an uns kleben! Wir haben unser Leidenskreuz selbst gewählt.
Und doch geben wir zähneknirschend zu: Eigentlich kennen wir im ganzen Schwarzbubenland keinen charmanteren, betörenderen und faszinierenderen Typen als unseren Bonomo. Und damit zum wahren Grund seines Zweitnamens! Balsamico auch ein bisschen Balsam für unsere Seele.
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