Das Schwatzbubenland und das Saufental …. oder die Enttäuschungen mehren sich Brille, Hörgerät und ein feiner Verdauungsschnaps Ein Gebiss im Glas und reinigende Corega-Tabs Ein verbrauchtes Gehirn, das nicht mehr denken will Alles wird ungelenker, und es wird plötzlich still Starre Finger, die sich liebend gern vertippen Lebensfreude kommt kaum mehr über die Lippen Der alte Freundeskreis ist diskret verschwunden Neu ist man mit dem Pflegepersonal verbunden Salben, Pillen und Tinkturen im Überfluss Verbände, Pflaster und ein grosser Bluterguss Ein Schrittmacher, der das Herz unterstützen soll Ist Altsein wirklich so erstrebenswert und mega toll? Ja, ich fühle mich schon ein bisschen betroffen, wenn auch nur teilweise. Wenn Kolleginnen und Kollegen sich nach der AHV und der Pensionskasse sehnen, vergessen sie die Pein und die diversen Zipperlein, die das Alter mit sich bringt. Auch bei mir! Auf Details will ich gar nicht eingehen. Ich fürchte sonst noch Beileidskaten zu erhalten. Persönlich ginge es ja noch; aber über s’Blettli öffentlich publik gemacht? Nein, dies ist das Letzte, das ich in meinem Alter noch brauche. Aber zum Glück gibt es doch noch ein paar wenige Highligths. Wenn Sie schon ein Oldie sind, dann freuen Sie sich über die neuen, unverhofften Freiheiten. Sagen Sie jemandem, sie seien gehbehindert oder herzkrank und sofort fallen 90 % der Bevölkerung in den Hilfestatus. Aber das ist wirklich das einzig Tolle am Rentnerdasein. Zumindest das Lesen von Gesundheitsspalten und Apotheker-Heftli ist mir gründlich verleidet; denn bei jedem Artikel komme ich mir als Betroffener vor. Mein übrigens sehr kompetenter Hausarzt schwitzte früher, wenn er mich nur schon sah. Scheinbar befürchtete er ellenlange Diskussionen über neue, mögliche Krankheiten. Im Übrigen bin ich in etwa wie alle anderen Ruheständler. Nach dem Morgenessen ist die erste Herausforderung, die Rätsel in der BZ, im Coop- und im Migros-Heftli zu lösen. Dann in diversen Betty-Bossi Kochbüchern herumzustöbern, was das alte Ehepaar denn heute essen könnte. Die Blumen und die Tomaten wollen gegossen werden, und Sitzplatz besteht jeden zweiten Tag auf eine ordentliche Besenwischerei. Dann Roby im Garten in Betrieb setzen, um einen Wembley-Rasen zu kreieren. Dies seit Jahren jedoch komplett erfolglos! Dann folgt die Überprüfung des Abfallmanagements und schliesslich – Sie haben es erahnt – Laptop Time. Und nun kommt, was mich mit Abstand am meisten ärgert: Meine klammen Finger, die sich liebend gern vertippen. Mein Blutdruck schnellt in schwindelnde Höhen bei jedem Wort, das ich korrigieren muss. Statt Schwarzbuben lese ich Schwatzbuben und aus dem Laufentaler wird urplötzlich ein Saufentaler. So was nervt gewaltig! Wechseln wir noch kurz zu einem anderen Nerventöter, zum Fernsehen SRF. Ich wollte meinen Lesern zum 30-jährigen Jubiläum des AZB im Jahre 2022 etwas Besonderes bieten. Ich spielte mit dem Gedanken, auf meiner Homepage www.denkbars.net die fünf Sondersendungen «Schweiz Aktuell» aus dem Jahr 1992 nochmals zeigen. Nota bene: 30 Jahre danach! Hier die Rückantwort von Telepool, der für das Autorenrecht der SRF zuständigen Firma: Für die nicht-kommerzielle öffentliche Nutzung von SRF Archivmaterial innerhalb der Schweiz bis zu 1 Jahr lauten die Konditionen wie folgt: Grundkosten: CHF 260.00 Materialkosten: CHF 70.00 pro File (Habe ich gottlob schon!) Lizenzkosten: CHF 200.00 pro angefangene verwendete Minute pro Beitrag, Mindestabnahme pro Auftrag: 3 Min, Preise zzgl. MwSt. Hierbei handelt es sich um den Mindestpreis für eine nicht-kommerzielle Lizenz. Die fünf digitalisierten Sondersendungen umfassen eine Zeitdauer von 125 Min (5 Tage à 25 Minuten). Es handelt sich um Ausstrahlungen, die anno 1992 eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 600'000 Menschen erreicht haben. Und nun will Telepool wieviel Franken? Ach, es kotzt mich echt an. Ich komme auf eine 5-stellige Zahl, die mit 25 beginnt und mi lauter Nullen endet. Oder habe ich mich etwa verrechnet; dies erst noch ohne MwSt.? Das Ganze hat mir beinahe die Sprache verschlagen. Hätte ich kein Leibchen getragen, wäre mit wohl der Kragen geplatzt. Kurzum: Das Projekt ist begraben. Haben denn die zuständigen Mitarbeiter bei Telepool etwa auch klamme Finger, die nichts lieber machen, als sich zahlenmässig zu vertippen. Oder hatte die zuständige Sachbearbeiterin einfach nur eine schlechte Brille? Ich begreife die heutige Welt nicht mehr. Mit ernüchterten und vergrämten Grüssen Urs Fielmann, Pleitenbach (ohne Brulle)
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