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Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

Lesen Sie nie eine Kolumne von mir,
wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

October 10th, 2021

10/10/2021

1 Comment

 
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Die Schönheit der orangen Jahreszeit
 
… oder buntes Herbstlaub und heisser Hunger
 
 
Herbste ich oder ernte ich? Das Wort Herbst hat sprachgeschichtlich denselben Ursprung wie das englische Wort harvest. Ursprünglich bedeutete das Wort Herbst also „Erntezeit“. Diese landwirtschaftliche Bedeutung blieb im Englischen erhalten, während sie sich im Deutschen zur allgemeinen Bezeichnung einer Jahreszeit verschob. Im südwestdeutschen Sprachraum lebt die ursprüngliche Wortbedeutung als Dialekt- bzw. Fachausdruck für die Traubenernte fort. Diese Tätigkeit wird dort mit herbsten bezeichnet.

Mein Sprachgefühl sagt mir, dass herbsten so etwas ist wie absahnen, ohne viel dafür getan zu haben. Oder beim Menschen: Wenn dieser herbstet, wird er sichtbar älter. Es kommt zu einem körperlichen und geistigen Abbau, womit wir wieder beim Fallobst und dem Baumlaub wären.
Gartenabfall geniesst keinen guten Ruf. Es riecht zu sehr nach Arbeit, Schweiss und Kniebeschwerden. Nach «Voltaren dolo» oder «Traumalix forte». Ganz anders schmeckt der Rest der Natur. Angenehmer Sonnenschein, farbige Landschaft; wohltuende Bodenwärme und innere Geborgenheit. Rückzug in sein Innerstes, Sammlung der Kräfte zum Überstehen des kalten Winters.

Die Pflanzen werfen unnötigen Ballast ab und wir Menschen legen zu, vor allem körperlich. Wir konsumieren Cervelats und Brot. Schweinskoteletten, Grillburger und Ofenfrites. Wir grillieren, was das Zeug hält und sammeln Kalorien wie Bonuspunkte auf der Cumulus- oder der Supercard. Den Jahrezeitenschlaf haben wir seit Jahrtausenden verlernt. Echte Winterschläfer sind nur noch wenige Tiere; z.B. der Dachs und das Eichhörnchen. Auch Fledermäuse, Hamster und Murmeltiere schlafen im Winter. Sie senken ihre Körpertemperatur drastisch ab.
In Winterstarre verfallen auch Fische, Eidechsen, Schildkröten und Insekten. Wenn es wirklich klirrend kalt wird, gleiten ihre Körper in einen sanften Dauerschlaf. Sie werden erst wieder aktiv, wenn es draußen wärmer wird. Sie aufzuwecken, ist schier nicht möglich.

Und der Mensch? Er braucht das alles nicht; denn er macht keinen Winterschlaf. Er wechselt vom Grillieren rasch und problemlos zum Raclette und zum Fondue.  Und erste Schlemmereien startet er eben jetzt. Im Herbst! Am liebsten draussen auf dem Sitzplatz mit Aussicht auf die untergehende Sonne; mitten in den farbenprächtigen Herbstastern und dem frisch geschnittenen Rasen. Was für ein Duft, was für eine Ambiance! Die Fauna sammelt ihre Kraft und die Menschen ihre überlebenswichtigen Kalorien.

Marroni und Vermicelles sind wieder im Kommen. Auch der Schlagrahm rollt das Feld von hinten auf. An der Herbstmesse verdrückt man Käse- und Zwiebelkuchen und verabschiedet die Grillwürste des Spätsommers.
Man schaltet um auf Wild, z.B. Rehschnitzel Mirza mit Mischpilzen und Pfirsichen, dazu selbstgemachte Spätzli, etwas Rotkraut oder Rosenkohl und das Ganze dekoriert mit ein paar Rahmtupfern und Preiselbeerkonfi. Oder Wildsaupfeffer mit selbstgemachtem «Härdöpfustock und Öpfelschnitzli». Ohne Speckwürfeli, ohne mindestens ein Rüebli und eine Zwiebel, ohne Wachholderbeeren und einer Nelke in der Sauce läuft gar nichts. Und, und …

Vor dem Dessert noch einen kleinen Quartierrundgang oder noch besser einen Waldspaziergang. Wieder zu Hause das Dessert: einen wilden Affen (Vanillepudding mit Schoggibananen) oder eine wilde Hilde (leckere Pfirsiche, Himbeeren, Preiselbeeren, Magerquark und Vanillezucker). Tönt gut, oder?

Ach, den Wein habe ich vergessen. Rotwein ist Pflicht. Ich empfehle dies vor allem aus Geschmacksgründen. Er ist der ideale Begleiter zu Wildgerichten. Klassiker sind z.B. Weine aus dem Rhone-Gebiet oder ein fruchtiger, beeriger, schöner Barolo. Ja kein Bier, das rat ich nicht nur Dir!

Und der Body Mass Index? Der schnellt in die Höhe, und auch er nimmt herbstliche Farben an. Von grün geht’s über gelb und plötzlich steht er auf orange, wenn nicht gar auf rot.
​
Ist mir «Blut- und Leberwurscht» egal! Hauptsache, gesund in den Winter. Schon unsere Vorfahren setzten auf krisensichere Essgewohnheiten. Was man hat, das hat man. Und der Herbst ist sehr spendabel.  «Und jetz e Guete!»

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"Und jetz e Guete!"




Urs Spielmann, Breitenbach

1 Comment
Walter
10/26/2021 07:32:06 am

Lieber Urs,

schmunzelnd und mit einem lächeln auf den Lippen, habe ich Dienen Artikel "Die Schönheit der orangen Jahreszeit " gerade gelesen. Fantastisch was Du an Worten, Sätzen, Ironie und Tatsachen hinzauberst und wie verblüffend ich mich wiedererkenne :-)
Schön, dass du solche Artikel schreibst und , zumindest mich, zufrieden in die Zukunft blicken lässt. Bei allem Zerfall gibt es sie doch noch, die glücklichen Momente, die gute Stimmung, Kinderlachen und auch die Erinnerungen an die "wilden Zeiten".
Lass mich weiterhin an Deinen Gedanken teilhaben. Sie sind herrlich zu lesen. Danke!!

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