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Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

Lesen Sie nie eine Kolumne von mir,
wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

November 23rd, 2022

11/23/2022

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Sich selbst heiraten

… oder geht’s noch?
 
Hoppla. Hoppla! Die Welt entwickelt sich immer weiter. Scheinbar kann man nun an gewissen Orten und Ländern sich selbst heiraten. Vor allem in Kulturen, wo sonst Ehen elterlich arrangiert werden. Wo standesgemässe, finanzträchtige und reproduktionsgerichtete Aspekte von besonderer Bedeutung sind.
 
Wir, meine Frau und ich warten schon gierig darauf, dass wir auch in der Schweiz dieses Recht in Anspruch nehmen dürfen. Kürzlich haben wir intensiv über dieses Szenario geredet. Der langen Diskussion der kurzer Entscheid: Wir lassen uns höchstwahrscheinlich scheiden.
Meine Frau wäre wieder Alleinstehende und ich – kaum geschieden -bin am gleichen Tag schon wieder verehelicht. Ich heiratete mich selbst. Die Voraussetzungen erfülle ich. Etwas Narzisstisches und Selbstdarstellerisches ist schon vorhanden. Das tönt gemäss meiner Gemahlin gar nicht schlecht. Das passt! Auch die die übrigen Anforderungen erfülle ich problemlos.
 
Meine miesen Launen und Macken, meine geistige Sprunghaftigkeit auszuhalten, braucht schon an anständiges Mass an Ausgeglichenheit und innerer Ruhe. Das geht Kopf an Kopfe mit weniger Toleranz und seniler Besserwisserei, sowie dunkelgrauer Vorzeichen schleichender Pflegebedürftigkeit.
 
Mein Körper und mein Geist brauchen immer öfter kreative Erholungspausen. Ich brauche mehr Schlaf als früher und bin gar schon auf den Weg von der normalen zur senilen Vergesslichkeit.
 
Auch meine jetzt schon ausgemergelte Geduld, ist nach wie vor eine Zumutung für mein ganzes Umfeld, vor allem für meinen Arzt (allfällige Wartezeiten), für den Pfarrer (herbeisehnen der Schlussglocken), die Discounter (endloses Warten in der falschen Schlange) und die Post (nun ja, sie wissen schon, was ich meine).
 
Vorteile hätte das Ganze in jedem Fall: Ich könnte oder müsste gar als Alleinstehender von nun ab die Mahlzeiten für zwei Personen runter schlingen. Das heisst, mein schon eh kritischer Bodymassindex würde sich relativ schnell in den dunkelroten Bereich aufschwingen.
 
Komfortabler wird’s dafür zu Hause Ab sofort ein Doppelbett für mich allein. Aber der Nachteil: Wenn ich mich scheiden liesse, müsste ich mir selbst gar noch Alimente zahlen, damit ich mich in meinem neuen Ehestand auch standesgemäss ernähren und ich mich eventuell in einer Altersakademie weiterbilden könnte.
 
Steuertechnisch? Ein Schnäppchen. Als Verheirateter würde ich die Ehepaarrente von Fr. 3585.00 erhalten und meine Frau als Alleinstehende 2390.00, also insgesamt Fr. 5975.00. Doch das lohnt sich! Und den Mietwert der eigenen Wohnung müsste nur eines von uns beiden versteuern. Eine höchst interessante Perspektive.
 
Aber Vielleicht steckt ja hinter der Selbstehe auch eine auch eine andere etwas perfidere Absicht. Man will mir meinen eigenen Klon aufhalsen. Ehrlich diesen grantigen, alten Greis würde ich erwürgen. Oder er gar mich?
 
Höchst brisant! Wäre das ein Mord oder gar ein Doppelmord? Täter und gleichzeitig Opfer? Auf alle Fälle wäre es eine altbekannte, äusserst radikale Variante, eine Beziehung zu beenden. Zudem wäre es garantiert das erste perfekte Verbrechen. Es wird auch bei jahrelangem Suchen keinen Täter geben, nicht mal ein Motiv, weil ich noch vorhanden bin, allerdings nun wieder allein als Witwer. Wieso auch? Es gibt gar nicht mal eine Leiche.
 
Aber wenn es anders läuft – was nicht zu erwarten ist – dann müsste einer von uns zweien müsste in den Kerker. Und das Fiese: Mein Ehepartner nimmt mich gleich mit, weil wir uns ja gegenseitig ewige Treue gelobt haben. Mein Kopf beginnt zu schwirren.
 
Wenn ich mich scheiden lassen würde, dann müsste ich wahrscheinlich zum ersten Mal in meinem Leben Alimente zahlen müssen. Und zwar mir selbst. Faszinierend. Das heisst: Ich würde einerseits zahlen, hätte aber nach wie vor gleich viel auf meinem Konto. Super! Die Idee ist faszinierend. Und das als Geschiedener. Und solcher Vorteile gibt es wahrscheinlich noch viele. Denken Sie nach! Es lohnt sich.
 
Meine Jetzt-noch-Ehefrau überlegt sich nun gar, ob sie das Gleiche ebenfalls tun soll. Das hätte gar den Vorzug, dass sie nicht mal den Mietwert der eigenen Wohnung zahlen müsste; denn der ist schon bezahlt vom männlichen Ehepaar.
 
Mit diesem Schachzug würden wir den Batzen und das Weggli erhalten. Wir könnten mit zwei Ehepaarrenten – Fr. 7270.00 – und unseren beiden Pensionsgeldern in aller Ruhe bis zum Lebensende in einem komfortablen und luxuriösen Doppelkonkubinat weiterleben. Und alle dürften sich wohl auf ewig treu bleiben.

Urs Spielmann, derzeit immer noch verheiratet.

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