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Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

Lesen Sie nie eine Kolumne von mir,
wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

May 12th, 2021

5/12/2021

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​Die Retrokolumne vom Januar 2018


Gastronomischer Rassismus
… oder nur Schimpfwortpuritaner?
 
Ob sie’s glauben oder nicht: es gibt tatsächlich Leute, die einen ganz gewöhnlichen Mohrenkopf nicht essen, weil sie seinen Namen als Schimpfwort empfinden. Sie erwägen ernsthaft, rechtlich gegen die Verbreitung solch rassistischen Gedankenguts vorzugehen. Es muss sich schon eine gewaltige Altlast an Frustrationen aufgebaut haben, dass man einen Mohrenkopf oder Negerkuss als Missbilligung und Erniedrigung für Menschen mit dunkler Hautfarbe betrachten kann. Ich persönlich denke beim Mohrenkopf an die Firma Othmar Richterich in Laufen und an eine farbig verpackte, süsse Köstlichkeit. Ich freue mich auf jeden Biss und komme nicht im Entferntesten auf einen fremd angedachten Tatbestand. Rassenfeindlichkeit kommt mir nicht mal als Wort in den Sinn. Von abwertenden Gedanken keine Spur, nur Vorfreude und heisse Liebe zum süssen Schmaus. Beim Verzehren eines Negerkusses erlebe ich „Genuss pur“!
 
Und übriges: Was meinen die Sprödlinge zur Benennung gewisser Fleischprodukte? Meinen sie wirklich, sie verspeisen ein schwer überhitztes oder gar leicht angesengtes Hündli, wenn sie in einen Hotdog beissen? Oder schämen sie sich, wenn sie ein fremdenfeindliches Frankfurterli in Senf tunken und den Wurstzipfel abbeissen?
 
Was für ein Affront gegenüber den Fahrenden, wenn man öffentlich vor aller Augen und Ohren im Restaurant ein Zigeunerschnitzel bestellt! Oder kommt ihnen gar der Gedanke, der hiesigen Jagdgesellschaft die Hosen runterzuziehen, wenn sie auf der Speisekarte auf einen „Jägerschnitzel reich garniert“ stossen.
 
Sicher ist es ein Muss, Brot zu bestellen; aber Schwöbli ist für sie unter allem Hund. Genau gleich wie die Berliner, in deren Inneres ein Normalbürger ohne Hintergedanken genussvoll reinbeisst. Die sind ihnen wahrscheinlich zu blut- oder zu kriegsaffin.
 
Ich traue es kaum zu sagen: Ich persönlich liebe Meitschibeine ganz besonders. Ist das nun eine frauenfeindliche Aussage oder meinen die überreagiblen Speisenamen-Analytiker gar, es bereite mir ein vampirähnliches Vergnügen, mein Gebiss in das „feminine“ Süssgebäck zu bohren? Bin ich ein verdeckter Schürzenjäger oder gar ein lüsterner Greis oder ist es ganz einfach so, wie es ist: Ich liebe einfach nur das herrliche, hufeneisenartig gekrümmte Nussgebäck aus unserer Dorfbäckerei. Und dies abgöttisch!
 
An was denken Sie z.B. bei den Basler Leckerli? Läckmerli? Wieso weigert sich die clevere Geschäftsfrau Baumann-Blocher immer noch standhaft als neue Ostschweizer Spezialität Zürcher Blocherli zu produzieren? Eben deshalb, sie kennt die Überreagiblen.
 
Übrigens, was geht Ihnen beim Glarner Schabziger durch den Kopf? Geschabener Ziger tönt nicht so hygienisch. Man könnte auf ganz falsche Rückschlüsse kommen, die für die Glarner keineswegs imagefördernd sind. Wissen Sie, was Schlämpechrut ist?  Ich wage erst gar nicht, zu diesem Thema Erklärungen abzugeben.

Gedankliche Irrwege über Speisenamen sind unnötig und überflüssig. Die Köstlichkeiten haben zu heissen, wie sie immer geheisst haben. Da mache ich keine Konzessionen!
 
Wenn schon etwas Neues, dann die Kategorisierung der Apéros riches-Plünderer und der à discrétion-Jäger nach germanischem Ferienmuster. Eine Nomenklatur dieser Unarten wäre meiner Meinung nach nicht nur zeitgemäss, sondern auch sinnvoller.
 
Wenn ich überhaupt etwas verurteile, dann die kaum wahrnehmbaren Leisetreter, die sich schon vor der Eröffnung des Events unauffällig an die Ess- und Trinksame heranpirschen, um dann ihre hochaufgeschichteten Delikatessen vollmundig ebenso schnell wie genussarm in schwer einsehbare Schlunde runterzuschlingen. Immer mit der Zielsetzung, sich einen weiteren jungfräulichen Teller zu schnappen und der Option, sich die nächsten lukullischen Schnäppchen einzuverleiben.
 
Weiter nervt mich die Gilde der Hamsterer, die oft weite Strecken zurücklegen, um Häppchen und Schnittchen in ihren Hand- und Manteltaschen verschwinden zu lassen. Sie bewegen sich meistens still und unauffällig im Rudel, bis sie ihrer Beute habhaft werden. Und dann ab ins Zwischenlager. Routine, die oft sogar fast an Magie grenzt.
 
Und schlussendlich gibt es die Aasgeier, die das arg ramponierte Galabuffet während den abschliessenden musischen Darbietungen ohne Scheu schamlos kahl abmampfen und die Wein- und Sektflaschen harassenkonform ausbechern. Mit solchen Kostgängern habe ich Mühe, weil ihnen der Respekt gegenüber der Natur und dem kreativen Schaffen Anderer fehlt. Das Niveau der Menschen beginnt im Kopf, wird geformt vom Herz und äussert sich in ihrem Tun.
 
Habe fertig und wünsche allen tolle Ferien ohne gastronomisch überreagible Tischnachbarn.

«E Guete!» 
Bild






​     Urs Spielmann, Breitenbach

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