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Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

Lesen Sie nie eine Kolumne von mir,
wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

May 09th, 2022

5/9/2022

1 Comment

 
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​Jährlicher Glanz und Gloria

Donna Nascimento lädt zur Vernissage


Pünktlich zur Frühlingszeit flattert die Einladung in die Häuser einer ausgewählten Schickeria. Dieses Mal lädt die Modern Arts zur Vernissage eines wahrhaftigen Maestros. Im unüblichen, aber doch sehr träfen Vintige-Ambiente stellt Pablo Cajochen seine neuesten Werke aus. Wie immer gegen Ende Jahr, wenn auch die finanzkräftige Schicht in die „Liebe herrscht“-Stimmung kommt. Charity und Ähnliches ist angesagt! Und das weiss Pablo und noch besser seine Galeristin. Donna Nascimento kennt die Szene.  

Kunst zwar eher spärlich, aber alles andere hervorragend und vor allem effizient. Sie geschäftet mit Stil, Charme und ihrem dunkeläugigen, geschäftstüchtigen Augenaufschlag. Etwas männerabweisend und doch so, dass diese ihrem Egobestätigungsdruck verfallen, ohne dass ihre Partnerinnen in eine eifersuchtsbedingte Abwehrhaltung gleiten. Die dezente Robe hilft Donna dabei. Die Männer allerdings stellen sich die Nascimento ohne das Dezente vor. Gottlob finden die meisten Frauen ihr eigenes extravagantes Fähnchen wesentlich attraktiver.

Und der Maestro selbst? Er spielt seine Einzigartigkeit aus und macht auf Small Talk und Short-Präsenz. Mal hier, mal dort! Er ist in seine Welt der Kunst versunken und scheint seinen Tagträumen als international anerkannter Kreativstar nachzuhängen. Auf die Frage was denn Bild Nr. 10 – sinnigerweise ohne Titel - kosten würde, gibt er sich pekuniär uninteressiert. „Weiss es nicht auswendig!“  Und mit einem verträumten oder beinahe okkulten Lächeln: „Donna ist meine Agentin! Meine Beziehung zu Geld ist mit den Künstlerjahren versiegt.“ Damit hatte es sich! Zumindest, was die die Bilder betrifft.

Jedefrau und jedermann wusste, dass das Hauptinteresse der Besucher ob kurz oder lang weniger den Bildern, sondern eher der öffentlichen Performance galt. Schliesslich waren das gelbe, das rote und das grüne Blatt; die Schweizer, die deutsche und die österreichische Illustrierte; die Glücks- und die Regenpost, das Royal Journey und die Promi Hair Styling Revue zum Event eingeladen worden. Und das recht wenig ohne Hintergedanken. Donna war schon in der Schule mathematisch top begabt und das Berechnende ist ihr ein Leben lang geblieben. Dass ein Edelsekt aus den Kellereien des Schloss Hohzähringen ausgeschenkt wurde, war ihre Idee und auch, dass vor Ort frisch gepresster Orangensaft vom Fusse des Aetna aus Sizilien das Auge des wohlhabenden, gutbetuchten Kunstfreundes schmeicheln sollte. Die Suchtecke nannte sie sinnigerweise „Ile Davidoff“ und die Kaufverträge wurden auf Caribic-Edelpapier feierlich beurkundet.

Für die kunstvollen Canapés und die wundervollen Kreationen aus Essenzen wie Zucker, Eiweiss und Nougat hat Donna Emilio Carpati, einen engen Künstlerkollegen von Pablo, engagiert. Wenn man überhaupt etwas zu kritisieren hatte, dann war es der etwas bittere Kaffee. Aber die Maschine hatte eh wenig Besuch. Gesucht wurde vor allem der Capo des Caterers Marlon Guggenheim und sein rot-schwarz gekleidetes Häppchen- und Entkorkungspersonal, die überwiegende Mehrzahl im knapp heiratsfähigen Alterssegment.

Und so wurde die Promivernissage ein voller Erfolg. Im Blitzlicht der Paparazzi und im Geklicke der Selfies wandte man sich zusehends von der Kunst ab. Man glitt fliessend in den philosophischen Egotrip und über die Work-Life-Balance und den zwischenzeitlichen Business Talk gegen Mitternacht in das alkoholische Burnout.
Im Büro zählte Signora Nascimento respektable 21 Verträge, addierte die Beträge und genoss die Summe, die sie als Galeristin - pro Memoria 50% - kassieren würde. Einen nachhaltig aufgerundet grossen Betrag wird sie in den nächsten Tagen für ihre enormen Unkosten abbuchen und der klägliche Rest geht an die High-Art-Stiftung für hochbegabte Potentials, die - wie sie - die Wirtschaftskapitäne auszudribbeln und auszusaugen versucht. Damit hoffte sie, auch monetär etwas von den anderen bestens begüterten Networkern zu profitieren.
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Die letzten Gäste entlallten sich übrigens erst, als die Fenster geöffnet wurden. So gesehen war es wieder mal ein erklecklich niveauvolles und rentables Fest.
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1 Comment
Walter Winteler link
5/28/2022 12:08:56 am

Lieber Urs,
Ich lese Deine Beiträge immer gerne.Sie bringen die damalige Stimmung zuhause so nahe rüber. Ich erinnere mich ungern an 1954 und die folgenden 11 Jahre…Bei der Geschichte der Vernissage musste ich öfters schmunzeln , weil ich mir das so realistisch vorstellen konnte. Danke für Deine Geschichten und Erinnerungen.
Mit, nun 68 Jahren, wechsle ich Ende Juni auch in den Unruhestand. Auch habe ich begonnen meine Gedanken und die Familiengeschichte schriftlich aufzuarbeiten.
Dein Talent werde ich allerdings kaum erreichen.
Am 18. Juni feiern wir noch das 50 Jahr-Jubiläum unserer Stiftung, danach ist für mich alles OK.
Pläne? Ja die sind noch vorhanden. Juli Platzreifekurs im Golf, August: Traingslager mit dem Frauen-Eishockeyteam in Grindelwald, September 10 Tage nach Island. Es gibt ja den Spruch: man soll das Leben leben, solange man am Leben ist. Das werde ich tun.
Freue mich auf ein Wiedersehen. Gleichzeitig lade ich Dich gerne ein, (die letzte Möglichkeit) mal zu schauen, was ich die letzten 15 Jahre gemacht habe und bewirken konnte. Übrigens, ohne Dich, der mir das „Schnupper“ im Altersheim Zäni ermöglicht hat, wäre ich vielleicht nie „Heimleiter“ geworden. Danke. Du hast mich auf einen guten Weg gebracht.

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