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Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

Lesen Sie nie eine Kolumne von mir,
wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

May 07th, 2021

5/7/2021

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​​Eine Retrokolumne vom Februar 2119

Die Widerwärtigkeiten des Alters
… und das elende Geschwür des Mietwerts der eigenen Behausung

​Im Alter gibt es gar manches, das einem auf den Keks geht. Was einst war, ist nicht mehr so, wie man es in Erinnerung hat. Alles ändert sich und zwar dummerweise zum eigenen Nachteil. Die Spritzigkeit geht verloren. Die eigene Schlagfertigkeit und das witzige Wesen schleichen sich fort oder kleben nur noch lose am Körper. Man wird allmählich – ohne dass man es je einmal realisiert – selbst zur alternden Witzfigur.

Das einst phänomenale Zahlengedächtnis ist nur noch fragmentarisch vorhanden und das Namensgedächtnis vergisst jeden Monat etwa zehn weitere Familiennamen enger Kolleginnen und Kollegen. Auch das Repertoire der Vornamen schmilzt drastisch. Gefühlte neunzig Prozent meiner Duzfreundinnen und –freunde heissen zwischenzeitlich „Hallo“, konform zur Vornamen-Hitliste der welkenden 68-er Generation. Manchmal komme ich mir vor wie mein alter Computer, der mich seit zwanzig Jahren treu begleitet. Wenn er etwas suchen muss, nimmt er sich Zeit. Was er macht, macht er zwar im Allgemeinen gut und zuverlässig. Aber was er braucht, ist Zeit und nochmal Zeit. Sein berüchtigtes Rädchen dreht und windet sich so lange, dass man zwischenzeitlich im Backofen gar ein delikates Hähnchen backen könnte. Und zwar knusprig lecker, mundgerecht und alterskonform durchgewalcht und durchgebraten.

Wenn mir überhaupt etwas von früher, mit anderen Worten: etwas Jugendliches geblieben ist, dann ist es meine Ungeduld. Ich bin seit jeher ein erbitterter Feind der Endloswarterei, sei es beim Arzt, in der Warteschlange an der Kasse, vor dem Postschalter oder gar in der Kirche. Die Sehnsucht auf das endgültige Amen - „Gehet hin in Frieden! Und lasst mich endlich in Ruhe!“- packt mich selbst in der Nähe von gottesnahen, sanftmütigen 1 Franken-Kerzen.

Und damit wären wir bei meinem galligsten Launenkiller: Ich kenne bis dato keine angurkendere und undankbarere Arbeit als das Ausfüllen einer Steuererklärung. Jedes Jahr verlange ich pünktlich Ende März, d.h. absolut termingerecht beim Finanzamt die behördlich tolerierte Fristerstreckung und mühe mich gegen Ende Juli - wie vom Fiskus verlangt - redlich ab, mich ordnungsgemäss und gesetzeskonform finanztechnisch zu entblössen. Jahr für Jahr liste ich missmutig mein kärgliches Rentnereinkommen auf, suche wie immer Abzugsmöglichkeiten und finde einfach keine mehr; obwohl ich seit meiner Pensionierung Freiwilligenarbeit leiste; mehr denn je, nicht nur öffentlich, auch privat.

Aber das Einzige, das ich als rüstiger Rentner noch abziehen kann, sind die Windeln meiner Enkelkinder. Und das stinkt mir echt gewaltig. Es sind zwar äusserst herzige zweieiige Zwillinge, die aber leider ihren persönlichen Entsorgungs-Rhythmus zeitlich schön auf mich und Gromi abgestimmt haben. Immer gemächlich entspannt und vor allem zeitlos und konstant. Die beiden Oldies ruhig etwas fordern und an der Windelstrippe halten! Wenn Gropi unbedingt etwas abziehen will, na dann bittschön! Ein miefiger Vorgeschmack stimmt ihn bestens auf die anstehende Scheissarbeit ein.

Und so ist es denn auch erklärbar, dass ich eine Stinkwut auf die Steuerfritzen habe. Wo sonst leistet man eine so nachhaltige Denkarbeit, ohne je einen Rappen dafür zu kassieren. Im Gegenteil, je besser und gewissenhafter man den Solothurner Steuertax erledigt, desto mehr liefert man dem globalen Wohlbefinden ab. Ein Widerspruch in sich!
Ehrliche und seriöse Arbeit wird nicht - wie sonst in der Wirtschaft üblich - leistungsgerecht entlöhnt, sondern es passiert genau das Gegenteil: es wird im Nachgang abzockerisch kassiert. Als Rentnerehepaar mit einer Eigentumswohnung wird man ausgenommen wie eine Gans. Neben den gottlob historisch tiefen Hypothekarzinsen zahlen wir namhafte Beträge an Nebenkosten und in den allgemeinen Erneuerungsfonds. Doch was bei mir das Fass zum Überlaufen bringt, ist der Mietwert der eigenen Wohnung, der fast höher ist als der Betrag, den wir bei unseren sechs Aren umfassenden Liegenschaft bezahlt haben.

Da sollte echt mal was geschehen! Wieso kaufe ich überhaupt eine Eigentumswohnung, wenn der neue Mietwert des Appartements gar höher ist als derjenige meines ehemaligen Eigenheims mit sechs Aren Umschwung? Am Schluss zahlen wir mit einem arg reduzierten Rentnereinkommen ähnlich viel Steuern wie in der Blütezeit unserer beruflichen Tätigkeit. Da stimmt doch was nicht! Die Jungen dürfen sich nicht wundern, wenn wir Alten zunehmend vergraulen und das Feuerchen der Lebenslust langsam, aber sicher verglimmt.

Übrigens: Kennen Sie den alten Holzmichl? Ja, er lebt noch, aber – das muss gesagt sein - er hat keine Eigentumswohnung, sonst wäre er schon längst unter dem Boden. Welche Gallionsfigur oder welche Partei schiebt dieser Steuerhamsterei und vor allem dieser elenden Rentnerfalle endlich den Riegel? Gesucht sind Politiker mit Eier.… Ach, lassen wir das! Es findet’s eh niemand mehr lustig.

Bis zum nächsten Mal! 
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​      Urs Spielmann, Breitenbach​

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