DENKBARS.NET
  • DenkBar
  • ProfilBar
  • SchreibBar
  • AltersBar
  • MachBar
  • BilderBar
  • FotoBar
  • KontaktBar
  • DankBar

SchreibBar


Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

Lesen Sie nie eine Kolumne von mir,
wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

July 12th, 2021

7/12/2021

0 Comments

 
Bild










​


​
Überarbeitete Retrokolumne vom November 2017
 
 
​​Schmarotzergedanken
                               
…oder unsere Asylantin Bonoma Balsamica
 
 
Unseren mittlerweile schon langjährigen, weiblichen Familiengast nennen wir entgegen seiner Geburtsurkunde Bonoma Balsamica. Bonoma, weil dieser Name für uns Fremdartigkeit, Verbundenheit, Gelassenheit und Güte symbolisiert. Balsamica deswegen, weil die Dame trotz ihres feinen, zärtlichen Teints ihren lieblichen, bisweilen aber süss-sauren Charakter nicht verbergen kann. Den Begriff Kollegin Essig brauchen wir nur selten, weil er doch etwas über das Ziel hinausschiesst und unser gemeinsames Verhältnis nur verschlimmbessern könnte.
 
Im Grunde ist Bonoma eine arme Hutte. Sie ist vor Jahren aus einem Übergangsheim bei uns gestrandet. Und wie das so ist bei Fremden: sie ist Gefangene ihrer Herkunft. Sie kann ganz offensichtlich ihre Gene weder verleugnen noch verbergen. Besonders der Begriff Ordnung ist ihr ein Fremdwort. Alles steht oder eher liegt dort, wo sie es zuletzt gebraucht hat; kreuz und quer, ohne erkennbares System. Von Kultur hat sie scheinbar noch nie etwas gehört. Farbenflair und Aesthetik kennt sie nicht mal als Wort, geschweige denn ihre sprachliche Bedeutung.
 
Wohl aber Schönheit und Harmonie, wobei wir uns nicht sicher sind, ob sie bisweilen Harmonie nicht mit Hormonie verwechselt. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit plustert sie sich dämlich auf. Beim Anblick maskuliner Wesen beginnt sie, ihren femininen Charme skrupellos auszuspielen. Etwas von Männlichkeit angehaucht und schon rennt sie wie von einer Tarantel gestochen mit lüsternem Blick in der Gegend rum. Ihr ralliges, paarungsfreudiges Gebaren – man muss es so sagen - deutet auf eine ausgeprägte, fast nymphomanische Hormonsteuerung hin.
 
Leider ist für Bonoma auch Hygiene ein Fremdwort. Sauberkeit erachtet sie als abartig. Waschen mit Seife? Denkste! Mindestens einen Monat kann sie es ungewaschen in der eigenen Haut wohl sein lassen. Zum Schwitzen kommt sie bei ihrer Arbeitsmoral eh nie. Nicht mal bei den sommerlichsten Temperaturen. Dies ist keine medizinische Allergie, sondern ein genetisches Erbgut ihrer Vorfahren.
 
Was sie hingegen glänzend beherrscht ist die Abzockerei bis zum Geht-nicht-mehr. Sie nutzt uns aus nach Strich und Faden und ist zudem äusserst anspruchsvoll. Sie steuert ganz zielgerichtet und ohne uns zu fragen die Vorratskammer an – zumindest, wenn sie nicht abgeschlossen ist - und stürzt sich skrupellos auf alle bereit gestellten Leckereien. Vor allem frisch-dämpfende Blueberry-Muffins und Grossmutters Schokoladentorte haben es ihr angetan.
 
Von einer Kostenbeteiligung keine Spur. Dabei haben wir ihr ihre Unterkunft mietzinslos und nebenkostenfrei zur Verfügung gestellt. Von steuerlichen Abzügen wie z.B. behinderungsbedingte Kosten oder aufwendige Pflege und Betreuung familiennaher Mitbewohner können wir nur träumen.
 
Und, was uns selbst am meisten erstaunt: Mit ihrem gewinnenden, herben Charme schafft sie es auch in den heikelsten Krisensituationen immer wieder, unsere beinahe monatlich auftauchenden Kündigungsgedanken mit schmeichelnden Tönen und ihrem schuldbewusstem Softie-Blick friedensstiftend zu abzuwenden.
 
Aber Tatsache bleibt Tatsache: sie nimmt uns seit Jahren aus wie eine leibhaftige Weihnachtsgans. Die Kolumne mutet sich jetzt etwas rassistisch an, denn sie hat – und das ist unbestritten - einen etwas schalen Beigeschmack. Dem ist aber keineswegs so! Bonoma ist zwar rassenrein und schwarz geboren. Aber sie behauptet, von noblen Eltern abzustammen. Sie wies uns eine Ahnentafel vor, die es in sich hat. Bonoma stammt aus dem Geschlecht Bolonka von Sirius. Ihr Vater war Wasja von der Olgahöhe und die Mutter Xenia von der Feenwiese.

Das sagte uns nichts; wahrscheinlich wirklich ein einstiges Adelsgeschlecht. Aber das tut nichts zur Sache. Ist auch nicht strafmildernd. Das Lausmädchen zieht uns ihr Fell wirklich übel und nachhaltig über die Ohren. Seit ein paar Monaten isst sie über das Wochenende kein royales Nobelfutter mehr, sondern nur noch Schweizer Biofleisch-Spezialitäten wie Original Ballenberger Chnebeli oder Ueli’s Entenbrüstli aus dem Appenzell. Also nicht nur wochentags verfressen, sondern samstags und sonntags auch noch kreativer Feinschmecker. Zumindest in diesem Bereich ist langsam etwas Kultur und neu etwas Swissness wahrnehmbar.
 
Und so kommt es, dass wir - wenn wir wieder etwas Hoffnung schöpfen – uns am Schluss gewillt zeigen, sie weiter bei Laune zu halten und sie als zu uns gehörig betrachten. Das Ungemach aber bleibt an uns kleben! Wir haben unser Leidenskreuz selbst gewählt und geben zähneknirschend zu: Eigentlich kennen wir im ganzen Schwarzbubenland und auch im Laufental kein charmanteres, betörenderes und faszinierenderes Wesen als unsere Bonoma. Und damit zum wahren Grund seines Zweitnamens: Balsamica ist neben dem Essigbeigeschmack auch ein bisschen Balsam für unsere Seele. 

Bild






​Soffia Bolonka-Zwetna von der Olgahöhe


0 Comments



Leave a Reply.

    SchreibBar  

    Bild
Proudly powered by Weebly
  • DenkBar
  • ProfilBar
  • SchreibBar
  • AltersBar
  • MachBar
  • BilderBar
  • FotoBar
  • KontaktBar
  • DankBar