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Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

Lesen Sie nie eine Kolumne von mir,
wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

Das Hohelied auf die Weicheier

6/26/2018

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Eine tief empfundene Ode an die Softseelen

Ich war schon bei der Geburt eine schreckliche Heulsuse. Und diese Marotte habe ich mir ein Leben lang nicht nehmen lassen. Den Weg zur richtig kraftvollen, coolen Männlichkeit habe ich in den ersten dreissig Lebensjahren scheinbar verpasst. Den Wegweiser „zum harten Hund“  hab ich nie gesehen. Im Gegenteil: geblieben ist der nervige Bettflaschenschmuser, der in der Jugend zu viele empathische Anteile entwickelte und das komischerweise väterlicherseits vererbt: von einem Polizisten, vom einem Ordnungshüter, der im Dienste der Obrigkeit stand. Kann das sein?
„Is unmeeglich!“ meint Radio Eriwan. „Denn wenn Mensch will erfolgreich sein und unänständig verdienen,  muss lernen  denken wie kapitalistische, reiche „Edelmann“.
Konstantin Wecker, der deutsche Sänger und Gesellschaftskritiker steht da erklärend beifuss: „Es leben zu viele Schweinehunde in Saus und Braus und hochangesehen in Freiheit. Menschen, die einfach zu viel Geld haben, um jemals eingesperrt zu werden. Keine Gangster, nein! Hochangesehene Mitglieder unserer Gesellschaft, Wohltäter und Charity-Fürsten; auf jeder Spendengala begeistert umjubelt, von Politikern hofiert und von der Presse lanciert.“
Und dieser Erkenntnis zum Trotz hat mich mein Elternhaus eher in die Menschenkategorie - Aussen nix, dafür innen fix! – gedrängt. Dieser Denkweise stand ich schon rein vom meinem Äussern und von meiner Anlege her immer näher; obwohl ich gerade bei Frauen zugeben muss, dass mich zweimal „fix“ unheimlich fasziniert und manchmal leider - auch heute noch- etwas verblendet. Aber da Männer ein unermessliches Verdrängungspotential und deshalb auch meistens ein verzerrtes, ihnen selbstverträgliches Langzeitgedächtnis haben, schaffen sie es meistens, dem Terror der öffentlichen Meinung zumindest teilweise zu entkommen. Frei nach dem Rezept: Ohren auf Durchzug! Die seelischen Verletzungen und sozialen Ungerechtigkeiten weiterwandern lassen.
Aber es sei gesagt: Manche menschliche Gemeinheiten bleiben einfach haften und höhlen einem aus. Erst wenn man im hohen Pensionsalter in den Spiegel schaut, merkt man, was in den letzten paar Jahren passiert ist. Bei mir z.B. ist der Lebenssaft aus dem Antlitz verschwunden. Meine ehemals jugendliche Ausstrahlung ist ausgezogen; flüchtete in den letzten Jahren höchstwahrscheinlich zu meinen drei „schnuseligen“  Enkelkindern.
Meine fahle Gesichtsfarbe, die ausgemergelten Lachfalten; die tiefen, spröden Runzeln und die ausgetrockneten Augensäcke zeugen von einem fremd havarierten Berufsleben; von einer zwischenzeitlich gar überreiften Lebenserfahrung und einem beinahe schon biblischen Alter.
Ja, man schrumpft im Alter. Aber das hat aber auch Vorteile. Die Tränen meiden ab sechzig jede  Äusserlichkeit; sie gehen direkt ins Herz. Sie weichen es auf; machen es flexibler und weicher. Sie schicken den Altmensch wieder auf die Suche nach seiner ureigenen Stimme und seinem Gott gegebenen inneren Empfinden. Im Grunde ist dies alles nichts anderes als das Abbild des menschlichen Reifungsprozesses. In welche Richtung man sich entwickelt, bleibt offen, ist individuell und bei jedem Menschen etwas anders pointiert. 
Ich für meinen Teil bleibe ganz gerne ein Aussen-Nixer. Na ja, dafür  hoffentlich innen ein klein wenig aparter als mein derzeitiges Spiegelbild. Das reicht schon!
Und trotz all meinen teilweise recht bissigen und bitteren Lebenserfahrungen vertraue ich religionskonform darauf, dass sich unsere Spezies langfristig geistig weiter entwickeln wird. Der vielerorts prognostizierte Weltuntergang findet – da bin ich sicher – so wie viele  prognostizieren, nicht statt. Im Gegenteil: Die Grundseele des Menschen wird sich im Laufe der nächsten Generationen evolutionär zum Besseren hinwenden. Das ist mehr als eine Hoffnung, das ist meine feste  Überzeugung! Der mögliche Quantensprung in der Menschheitsentwicklung besteht eher darin, dass unsere Population aufgrund ihrer geistigen und emotionalen Entwicklung  je länger je mehr total global, immer einheitlicher denkend geboren wird.
Dass wir unseren persönlichen Beitrag jetzt schon dazu leisten, ist für mich ein möglicher Sinn des Lebens; denn Humanität und Empathie sind die Basis des völkerübergreifenden Gemeinsinns, der Verbundenheit und der weltweiten Solidarität.
Deshalb versuche krampfhaft und verbissen meine latente Kritiklust zu bändigen und - auch wenn mir das eigene Alter wie ein Mühlstein um den Hals hängt - an das Gute im Menschen zu glauben bis zum finalen Schnauf, bis zum letzten Atemzug.
Lieber zeitlebens ein Aussen-Nixer und ein beinah Innen-Fixer als umgekehrt: ein blendender Aussen-Fixer und innen ein Total-Nixer. Herzlichst Ihr hartgesottene Weichei.
 
Urs Spielmann, www.denkbars.net 

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