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Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

Lesen Sie nie eine Kolumne von mir,
wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

February 28th, 2018

2/28/2018

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Strichgedanken oder Streichgedanken
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Wieviel ist 1 Prozent?

Wenn man ausrechnen will, wieviel ein Prozent ist, muss man nach Adam Riese bekanntlich die im Raume stehende Summe geteilt durch 100 rechnen. Das heisst, wenn ich ein Prozent meiner Geschwindigkeitsbusse von 60 Franken einem guten Zweck zuführen möchte, muss ich der Organisation 60 Rappen spenden. Sie meinen, das sei nicht der Rede wert. Mein ich auch! Wenn ein Regierungsratskandidat bei 100‘000 Wählern, nur 1 Prozent, d.h. 1000 Stimmen macht, dann hat er  noch enormes Schwein, wenn sein Name in der Zeitung überhaupt erwähnt wird. „Wer ist das? Nicht der Rede wert! Hat der überhaupt an der Wahl teilgenommen?“. 1 % Kiffer, na ja! 1 % Kostenüberschreitung? Nur ein marginaler Betrag, eigentlich sogar eine Ziellandung. 1 % Rabatt? Lächerlich meinen Sie?
Seien wir ehrlich: eine Hundertstel-Gesellschaft sind wir längst nicht mehr. Die goldene Geizkragenzeit um Dagobert Duck’s Dukaten wurde in den letzten zwei Dezennien still zu Grabe getragen. Einzig beim Kulturschaffen hat sie überlebt. Nun gerät gar auch dieses eine Kulturprozent, das bei öffentlichen Bauten für Kunst am Bau reserviert werden sollte, zunehmend unter Druck, weil man gemerkt hat, dass z.B. ein Prozent von – sagen wir - 10 Mio. Fr. 100‘000 sind. Hoppla!!! 10‘000‘000 Franken für einen neuen Schul-Campus ginge ja noch, aber 10,1 Mio sprengen den finanziellen Rahmen; vor allem wenn dieses Geld für ein professionelles und thematiknahes Kulturkonzept ausgegeben werden soll.
„Das hat nichts mehr mit unserem modernen Gesellschaftsdenken zu tun, schon gar nicht mit Kindererziehung. Ethik- und Kulturwerte sind out, Rechnen sollen sie lernen, return on investment!“
Kostenüberschreitungen dagegen, auch in dieser Grössenordnung begreift man schon eher. Da sind ja noch die zusätzlichen Gebäudeversicherungs- und andere zwingende Auflagen, die man zuvor nicht gekannt hat. Ganz zu schweigen von den Extras, die auf Sonderwunsch von XY zwingend angeschafft werden mussten. Das sind – und das muss der Normalbürger verstehen - selbstverständlich Mehrkosten, die niemand erahnen konnte. Und dann die unerbittlich schleichende Teuerung…! Der langen Rede kurzer Sinn: Budgetüberschreitungen dagegen lassen sich gut, meist glaubhaft und verständlich erklären.
Wenn es aber um bildende Kunst geht, laufen viele Politiker auf, weil sie selbst nicht wissen, wie man dem Steuerzahler den Wert einer solchen Investition erklären soll. Selbst renommierte Vorzeigegemeinden mit hervorragendem Leistungsausweis, mit gesunden, modernen Strukturen und einer äusserst kulturaffinen und kreativen Schule erliegen diesem verheerenden Pseudo-Sparvirus. Ich blicke voller Bewunderung auf das Kulturprozent der Migros-Genossenschaft, das seit 1957 statutarisch verankert ist. Die Migros Aare z.B. investiert jedes Jahr freiwillig über 16 Mio. Franken in kulturelle Projekte. Und das in einer gewinnorientierten Branche, die extrem unter Konkurrenzdruck steht. „Wer den Rappen nicht ehrt, ist des Frankens nicht wert“ oder genereller formuliert: „Wer das Kleinere und das Mindere nicht ehrt, ist des Grossen und Besseren nicht wert.“
Unsere grossräumige, digitalisierte Zivilisation läuft derzeit in globale Naturmanipulationen und in gravierende Denk- und Kulturdefizite. Die aktuelle Abzockergesellschaft ist gottlob am Bröckeln und bald gehört das Monopoly-Modell „Wie-werde-ich-reicher-schöner-jünger“ in die Vintige-Zeit. Aber es besteht unbestritten nachhaltiger Korrektur- und Innovationsbedarf.
Die wahren Herausforderungen unserer Zeit sind Begriffe wie Toleranz, Renaturierung, Nachhaltigkeit und Verträglichkeit. Man muss wieder lernen, auf die eigene innere Stimme zu hören. Und da ist jeder Bürger – auch Sie und ich - angesprochen! Es geht um Selbsthinterfragung, es geht um Zivilcourage und vor allem um das konsequente Tun dessen, was man im Selbststudium soziopolitisch erkannt hat. Es lohnt sich nicht nur darüber nachzudenken, wir sind sogar existentiell dazu gezwungen.
Bitte, liebe Gemeinderäte in der Region, liebe Schwarzbuben und Laufentaler, nehmt das 1-Prozent-Anliegen ernst. Lasst uns säen, was in den nächsten Generationen wachsen soll. Kunst ist nicht nur Zeitgeist, sondern auch Zeitgeschichte. Kunst ist Faszination, die nonverbal offene Sinn- und fundamentale Lebensfragen thematisiert. Und das braucht unsere Gesellschaft dringender denn je.
 
Urs Spielmann, www.denkbars.net
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