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Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

Lesen Sie nie eine Kolumne von mir,
wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

Ein magischer Tag

5/21/2019

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Aus der Leere in die Fülle

Ich bringe jenen Tag im November letzten Jahres einfach nicht aus meinen Hirnzellen heraus. Oder fasziniert mich plötzlich das Nichts? Die Null, die Leere. Eigentlich nahm ich mir am Vorabend vor, etwas Schräges, aber doch Lustiges zu schreiben. Aber am nächsten Morgen: Stau im Grosshirn! Null Idee, kein Funke, keine Spur, keine Silbe, überhaupt nichts! Ich lahme im Haus herum, wie von einer akuten Arbeitsallergie befallen. Habe zu nichts Lust. Ausnahmsweise keine neuen E-Mails im Netz; nur Spams, die ich mit einem missmutigen Tastendruck lösche. Die Langeweile umzingelt mich langsam und vereinnahmt die karge Einöde meiner Gedanken.

Plötzlich gegen Mittag entdecke ich den blauen Himmel. Die Wolken, der Nebel und der miesepetrige Dunst haben das Feld geräumt. Die Sonne steigt auf und gleitet langsam über die angefrorenen Gräser des heimischen Banns. Es ist ungewöhnlich ruhig im Quartier. Ein paar Zufahrtsstrassen sind gesperrt;  meine Frau arbeitet in der Gesundheitspraxis für ein paar Luxusstunden im kargen Rentneralter und unser Miniwelpe schläft wieder einmal den Schlaf des gerechten Kriegers mit dem kleinen, scharf gewetzten Junggebiss eines hündischen Flegelchens. Auf einmal überkommt mich eine seltsame, fast übersinnliche Stille. Dass die innere Ruhe und die beschauliche Kontemplation ideale Samen sind zur Erkennung von Sinnfragen, wird mir erst zu dieser Stunde bewusst. Während die Sonne meinen Garten langsam fast zentimeterweise vom Firn befreit, schruppt und fegt  der blaue Himmel nach und nach auch mein arbeitsunwilliges Gehirn.

Ich merke und spüre es in meinem Innersten, dass ich Teil eines grossen, göttlichen Ganzen bin; eingebettet im weiten universellen All. Nota bene und zu meinem Glück im privilegierten Teil! Denn erstens bin ich geboren als Homo sapiens; also als Wesen mit zwar wenig, aber doch etwas Verstand. Ich bin gottlob in der Lage, selbstverantwortlich zu entscheiden und zu handeln. Zudem bin ich ein Schweizer (oho!) und lebe in einer paradiesischen Blase, in einem der reichsten und doch sozialsten Staaten.
Sinnenfreudig geniesse ich alles, was ist; was kreucht und fleucht. Wieder einmal wird mir bewusst, dass wir mit allem verbunden sind; dass auf dieser Erde alles eins ist.  Ob Pflanzen, Menschen oder Tiere. Völlig egal welche Arten, welche Sorten, welche Rassen, welche Hautfarbe; ob weiss, gelb oder schwarz. Wir sind alle quasi „online-on-earth“!

Die vier Elemente Luft, Wasser, Feuer und Erde halten uns am Leben. Ob besser oder schlechter, reicher oder ärmer: die ganze Menschheit sitzt im gleichen Boot, am selben Topf und in der gleichen Zukunft. Wie diese aussieht; ob wir eine gemeinsame Zukunft haben; ob die Menschheit überhaupt in der Lage ist, generationenübergreifend eine sinnvolle, langzeittaugliche Lebensgestaltung anzustreben und ob sie reifen kann, entscheidet ihre Mentalität, ihre Denkhaltung und ihre Religiosität. Und da liegt für unseren Planeten noch eine gewaltige Aufgabe brach; ein beinahe unerschlossenes Tätigkeitsfeld.
​
Konstantin Wecker, 1947, Poet, Sänger und Komponist nennt diesen ideell angestrebten Prozess „Auf der Suche nach dem Wunderbaren“. Einst waren wir schön, bis wir den Spiegel erfunden und uns mit Anderen verglichen haben; oder vergleichen liessen. Einst waren wir mit einem VW-Käfer zufrieden, bis die übergrossen, breitreifigen Automonster auf den Markt kamen. Einst waren wir reich, bis Reichtum zum Statussymbol und damit ein Modewort wurde. usw. usf.

Und heute merken nicht mal einige der twitter- und facebook-süchtigsten Politnarzissen, dass sich unsere und auch ihre eigene Welt zunehmend auseinander dividiert. Die Anerkennungssucht und das Geltungsbedürfnis des Einzelnen gepaart mit der individuellen Angst vor Werteverlusten in der Gesellschaft führen zu einem übersteigerten Sicherheitsbedürfnis. Nur nichts Erarbeitetes aufgeben! Wohlstand hegen und mit allen Kräften anheben und pflegen; und notfalls  gewaltsam verteidigen. Trennen, was trennbar ist. Nicht näher aneinander rücken. Mauern bauen, rhetorische Barrieren errichten. Geistigen Diebstahl als Eigenprodukt verkaufen. Medienpräsenz schüren und öffentliches Lob einheimsen, meist auf Kosten Anderer, Niedrigerer oder Untergebener, die das Ganze ersonnen und erarbeitet haben.

Wäre es nicht gerade im reiferen Alter angebracht, die einst jugendlichen macht- und gewaltfreien Ideale zu reaktivieren und sie mit der eigenen Lebenserfahrung und der „grauen“ Weisheit zu kombinieren? Zum Nachteil der bestehenden Gesellschaft wäre dies sicher nicht. Dieser letzte Kampf um Gerechtigkeit und Demut ist einer der wichtigsten der heute arbeitsmüden, ausgebrannten „Nachkriegsgeneration“.
Woher wir auch stammen, wir sind eins und zusammen. Herzlichst!

Urs Spielmann, www.denkbars.net
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