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Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

Lesen Sie nie eine Kolumne von mir,
wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

Die kleine Chaotin

10/22/2019

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… oder die Faszination der holden Weiblichkeit
​

Ich gebe es zu. Ich habe ein Faible für kleine Chaotinnen. Besonders für Schwarzhaarige mit lockigem Haar. Vor ein paar Monaten ist eine davon als Asylantin bei uns eingezogen. Seither ist es mit der Ruhe, der Ordnung und der Beschaulichkeit vorbei.

Ihre Eigenwilligkeit ist eklatant. Alles - meint sie – soll nach ihrer Weltanschauung und nach ihrem Gusto laufen. Am Anfang hat sie sich ziemlich geziert, die bei uns üblichen Regeln zu akzeptieren; wahrscheinlich, weil sie in einem grösseren, übertoleranten Ambiente geboren ist und von Ordnung und Reinlichkeit keine blasse Ahnung hatte.
Wie bei den meisten Pfleglingen und Schutzbefohlenen versuchten wir zunächst mit Liebe und Sanftmut, dem Jungweiblein Kraft, Stärke und Selbstsicherheit zu vermitteln. Dies mit der berühmt-neumodischen, antiautoritären Erziehung. Die beinah logische  Konsequenz? Ihre Gene uferten aus: Chaotischer Charakter, katastrophales Essgebaren, haarsträubende Hygiene und eine Eigenwilligkeit, die ich bei keinem Angestellten und keinem Pensionär im Alterszentrum je erlebt habe. Und das will was heissen!

Erfahrungen aus der eigenen Jugend haben uns schliesslich dazu gebracht, andere Saiten aufzuziehen. Ich traue mich kaum, es zu gestehen, aber es waren fast paramilitärische Ansätze. Kurze prägnante Kommandos, null Toleranz. Zucht und Ordnung, soweit man das mit aller Liebe tun kann.

Das Adoptivfräulein war zwar durchaus willig und lernbereit. Aber es konnte willig nicht von eigenwillig unterscheiden. Besonders ihre Lebhaftigkeit und ihren Freiheitstrieb machten uns zu schaffen. So mussten wir sie im Flegelalter an einer sehr kurzen Leine halten. Ihr Sexualtrieb zeigte sich nicht nur körperlich, sondern öfters auch in ihrem keifigen, pupertären Getue, das einem den letzten Nerv rauben konnte.

Selbst eine neue Halskette zu ihrer Volljährigkeit tat ihrer Zickigkeit keinen Abbruch. Im Gegenteil, sie beschwerte sich lautstark über das Modell: fade Farbe und zu grosser Verschluss. Auch das Essgedeck gab Anlass zu Kritik; Teller zu hoch, Tasse zu breit, das Plastikset nicht standeskonform und das Essen schlimmer als Hartz 4.

Kurz: Unsere Nerven begannen langsam zu flattern; besonders als sie auch zu Nachtzeiten unsere Anwohner in gottlob freundnachbarlich zurückhaltende Rage brachte. Selbst unsere leibliche Tochter - eine ausgebildete Kinderpsychologin - war am Ende ihrer Fachweisheiten angelangt. Also erneut zurück; diesmal zu den Wurzeln ihrer Kindheit. Empathie war nun gefragt. Wo kommt das Weiblein her? Wie war ihre Jugend? Traumatische Erlebnisse oder grausame Misshandlungen? Ist sie überhaupt zurechnungsfähig für ihr kurliges Verhalten und ihr unberechenbares Wesen? Ein Stammbaum war gottlob vorhanden, übergeben von den zuständigen Aufsichtsbehörden.

Uff und siehe da! Unser Erstaunen war gross. Name: Bolonka Zwetna, Vorname: Kaya-Soffia vom Sirius. Nobler Stammbaum, vermutlich verwöhnte Göre! Grosseltern väterlicherseits: Nevskaja Schavalek und Rezeda; er Deutschlandsieger 2009 und CACIB Champion 2009 und die Grossmutter Bundessiegerin Sg1 2009 und einige Monate später Weltcupsiegerin Sg1 2009. Was das auch heissen mag; wir wissen es nicht. Im Bodybuilding, an einer Schönheitskonkurrenz oder gar an einer Prämierung der schillernsten Altpromi-Figuren? Jedenfalls eine Art von Glanz und Gloria im väterlichen Stammbaum. Etwas bescheidener die Grosseltern in der mütterlichen Linie: Grossvater Juri vom Zarenhof Romanow – tönt zwar recht gut - und Grossmutter Quinta von Bolonkastern; einen Ort, wir leider auch über Wikipedia nicht identifizieren konnten.

Schlussendlich – und jetzt kamen wir der Sache näher - Ihr leiblicher Vater: Wasja von der Olgahöhe und ihre Mutter Xenia von der Feenwiese. Deutlich sichtbar: eine leichte Degeneration schlich sich in den Stammbaum ein; aber dennoch sind alle Nachkommen bis heute Mitglieder des United Kennel Clubs International. Und das seit 1976!
Auf den ersten Blick wirklich ziemlich beeindruckend, die Ahnentafel-Pedigree vom Schweizerischen Zuchtverband für Rassehunde. Seit wir den neuen Wissenstand erkundet haben, sind wir gefühlt nicht nur eine Gesellschaftsliga höher gestiegen, sondern verstehen nun auch unsere halbadelige Tochter, die Besseres verdient hat als nur ein karges Hundeleben.

Wie schnell man einem Irrtum erliegt! Deshalb, bitte keine Vorurteile im Leben! Recherchieren, nachfragen; der Sache auf den Grund gehen! Es lohnt sich allemal. Liebe Grüsse!
 

Urs Spielmann, Breitenbach
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