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Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

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wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

Aufwärtstrend im Spital

12/18/2018

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Die richtige Diagnose bringt’s
​

Kopfweh und ungewohnte Schwindelgefühle. Das Unheil nimmt seinen Lauf: Rettungssanitäter, Spitaltransport, Triage und Horizontierung in der Notfallkoje; Willkommensgruss von einer routinierten Geronto-Pflegerin; Fassung eines Spitalhemds im Vintige-Stil und einer männertauglichen Urinflasche. Und dann: Warten, warten, warten! Nach einer halben Stunde erneute Schwindelgefühle, zunehmende Urängste und leichter Harndrang! Leider steht die Pissflache ausser Reichweite, mein greiser Pflegeengel ausser Sichtweite und der raumteilende Vorhang speerangelweit offen. Das drohende Szenario eines degoutanten Aktes erinnert mich an ein imaginäres Spitalbordel. Was bin ich eigentlich? Ein Notfall-Patient oder ein männlicher Nutterich? Eine leichte Grummeligkeit macht sich breit. Übrigens, bei der ersten Blutdruckmessung stellt man fest: Blutdruck und Puls sind etwas zu hoch. Die lang erwartete Unterassistentin macht einen Normtest und kann nichts Abnormes feststellen; auch das EKG zeigt weder auffälligen Kurven, noch eklatante Ausschläge.

Gegen Mittag Umzug auf die Überwachungsstation. Lauter Weisses: weisse Wände, weisse Hosen, weisse Leibchen, weisse Spitalhemmli, weisse Haare und überall fahle, ausgemergelte Leidensgenossen.  Und der Arzt? Diesmal scheinbar eine Neurologin. Sie kommt gleich! Hat noch ein kurzes Konsilium gleich nebenan. Begreift man, zumindest eine halbe Stunde, längstens aber bis zum übernächsten Schwindelanfall. Ich läute drei Mal. Es passiert nichts! Jede Notfall-Sprinterin hat andere Krisenfälle im Visier. Ich werde entweder überrannt, grossräumig umlaufen oder von einem elektronischen Pflegedokumentationsgefährt elegant umfahren. Nach einer gottlästernden Wartezeit von gefühlt einer Stunde erscheint sie endlich, in der Hand den gleichen Test wie alle Anderen; zwar in umgekehrter Reihenfolge, diesmal wahrscheinlich hierarchiekonform. Der Neuro-Guru, der hochemeritierte Professor, trifft etwas später ein und lässt sich von der Oberärztin informieren, während das gelangweilt  herumstehende Pflegepersonal die Handlungsanweisungen eher karg motiviert umzusetzen beginnt.

Das Mittagessen war das, was ich mir unter einem Hartz4-Essen vorstelle und entsprach keineswegs dem Bild, das die aufwendige Broschüre der Hotellerie suggerierte. Zur Gulaschsuppe fehlte der Esslöffel und leider hatte es - als notabene angebotenes Dessert - kein Joghurt mehr an Lager, kein einziges; weder eines mit Früchten, noch eines in stichfester Form. Dafür kam quasi als Nachspeise eine weisse Stichbienen-Praktikantin, die meinen linken Arm gehörig durchlöcherte. Sie entschuldigte sich 3 x und stach weiter nach der Devise „Nicht lugg lah gwünnt!“ Und tatsächlich Bingo! Beim 4. Mal klappt`s. Können Sie nun nachvollziehen, dass meine Blutdruckwerte weiter anstiegen, vor allem der obere? Dabei hatte die Stechtarantel eine üppige Rubensfigur, die mein Blut keineswegs in Wallung brachte.

Ganz im Gegensatz zur Liegeanweiserin in der Computertomographie. Halb so alt wie der Geronto-Pflegedrachen und ein aesthetischer Leckerbissen. Hier hätten auch mich meine neuen Blutdruckwerte interessiert. Aber das war nicht das Thema; hier verscherbelte und zerlegte man meine Gehirnmassen. Schnittbildverfahren nennen sie das. Befund: nicht Auffälliges, nichts Abnormes gesehen; nicht mal den seltsamen Vogel, den man seit sieben Jahrzehnten in meinem Kopf vermutet.

Am Nachmittag zeigt sich, dass auch bei der Analyse der Blutentnahmen keine Auffälligkeiten feststellbar waren. Dafür  hat es der Abend wieder in sich. Gerade beim Nachtessen kommt das Weiss-Gefleuche wieder hereingeflattert. Fragt scheinheilig, ob es störe und macht gleich weiter. Ich wiederhole zum x-ten Mal die Standardübungen. Mein Kopf wird von Minute zu Minute heisser und das Essen kälter. Übrigens, haben Sie schon mal Hörnli mit geschrimpeltem, braunem Vegan-Gehacktem gegessen? Wenn ja, dann wissen Sie, weshalb der Blutdruck in einsame Höhen schnellen kann und wie man gar gastronomisch ein Vorhofflimmern auslösen kann. Wie es ausging? Blutdruck senkende Mittel, sonst alles ok. Tags darauf entlassen! Wahrscheinlich sei das Ganze eher psychosomatisch.

Übrigens, im Regelfall habe ich einen eher tiefen Blutdruck. Jedenfalls fiel er zu Hause wieder in den Keller. Jetzt warte ich mit den alten Schwindelgefühlen auf die neuen Krankenkassenrechnungen, dann schnellt er garantiert wieder hinauf.

Urs Spielmann, www.denkbars.net
 
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