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​Bitte  lesen Sie meine Kolumnen nur, wenn Sie gut drauf sind.

Obwohl ich mich meistens bemühe,
leicht und mundgerecht zu formulieren,
ist die Kost, die ich serviere,
​für Schlechtgelaunte oft schwer verdaulich.

Ich bin weder Anton Mosimann, noch Daniel Bumann und
schon gar nicht Andreas Caminada oder Franck Giovannini.

Ich schreibe für standfeste, Gegenwind erprobte,
knorrige Schwarzbuben ​und Schwarzmädels,
für Laufentalerinnen und Laufentaler

  und ähnlich herbe Basel-West Urgesteine.

.

Meine Buchstabensuppe ist nichts für überreagible Schöngeister.
​

Aufruf zum Nachbeben

8/21/2018

1 Kommentar

 
Das versiebte 68-iger Potential?
 
Jeden Morgen pünktlich 08.00 Uhr bricht sie über uns herein. Besonders am Samstag; am Sonntag ebbt sie aus, erholt sich sozusagen. Gemeint ist die unvermeidliche Rentnerwelle in den Einkaufzentren. Bewaffnet mit Spickzettel und Einkaufskörben verlassen die Bettflüchtigen ihr auf zwei Parkplätzen parkiertes Gefährt und machen sich ohne es eines Kontrollblicks zu würdigen eilenden Fusses auf die Lebensmitteltreibjagd. Ja nichts verpassen! Im Alter ist nur das Frischeste gut genug. Und bitte nicht zu wenig! Man will ja nicht nur die leckeren Speisen auskosten und die hiesige Bio-Kost geniessen, sondern auch wieder mal die Verbrauchstauglichkeit des Data-Labels austesten. Ein nachhaltiger Durchfall wäre ja nachgerade für viele ein Segen; denn er hilft das Gewicht zumindest vorübergehend wieder in einen ordentlichen Skalenbereich zu bringen. Der BMI (Bauch-Mess-Irrsinn) hat ein schweres Leben. So wundert der Index sich, dass eine gewisse Spezies – männlich oder weiblich – zwar einerseits genussreich und lukullisch leben will; auf der anderen Seite kaum die Schlemmereien genossen, sie oben oder unten wieder irgendwie loshaben will, damit sie in der Mitte nicht sichtbar werden.
 
Wir Rentner haben dieses Problem zwar altersbedingt eher etwas überwunden. Die körperlichen Gelüste – und dazu zählt auch der Hunger – sind ermattet. Auswärts konsumiert das Altpaar nur noch Seniorenteller und scheut sich auch in den nobelsten Gaststätten nicht, mal eine kleine Pizza auf zwei Tellern zu bestellen. Ein im Vergleich zum mageren Einkommen ansprechendes Trinkgeld von 50 Rappen reut den professionellen AHV-Bezüger nicht. Was meinen Sie? Geizhals! Keineswegs! Dies gehört zum gastronomischen Jakobsweg des Servicepersonals hin zu Demut und Bescheidenheit, meinen die Oldies. Und trotzdem sind auch sie nicht ganz frei von Eitelkeiten.
 
Wenn ich an sonnigen Wochentagen die Postautos sehe, wie sie muntere, modisch gestylte maskuline AHV-Wandergruppen entleeren, packt mich der blanke Neid. Fit und braungebrannt. Das von schweren Leben gezeichnete Antlitz mit Sonnencrème flächendeckend eingefettet; strotzend vor Tatendrang, das Hinterland der Regio Basiliensis zu erkunden und die hintersten und letzten Juragipfel zu erklimmen. Neueste Wanderausrüstung mit biologisch dynamischen Sweatshirts, Luxusrucksack mit Ersatzwäsche, Taschenlampe, Feldflasche mit Red Bull, Windjacke faltenlos zusammengerollt. In den beiden Aussentaschen überlebenswichtige Utensilien, rechts: Portemonnaie mit ID und Fahrausweis (falls noch vorhanden) und links: das i-Phone 8 und das neueste Army-Messer von Victorinox, selbstverständlich mit Dosenöffner, Schlitzschraubenzieher und Ahle im Red-Dot-Design. Und der Clou! An der Spitze dieser ameisenähnlichen Schlepperbande läuft – wie es sich gehört – der Rudelführer mit dem 1. Hilfe-Huckepack inkl. Defibrillator und Herzkollapspillen. Diese greisen Tatzelwürmer erinnern mich an die 5. Kolonne.
 
Sie wissen nicht, was das ist? Na ja, ein politischer Retrobegriff! Als 5. Kolonne wurden früher heimlich subversiv tätige Gruppierungen bezeichnet, deren Ziel der Umsturz der bestehenden Ordnung war. Wenn nun all die Ungerechtigkeiten oder Unverhältnismässigkeiten bei unserem Wirtschaftsestablishment für uns Oldies zunehmend Sinnbild einer neuen fremden und parasitären Macht darstellt, dann rufe ich schamlos zu einer Revolte auf. Im Klartext: Wie heutzutage die Topmanager unsere Gesellschaft finanziell und moralisch aussaugen, ist eine Zumutung am Rand der Kriminalität. Diese egozentrischen, oft narzisstischen Selbstdarsteller sind sich gar nicht bewusst, dass ihr IQ, der ihnen kostenlos in die Wiege gelegt wurde, ihnen erst den Karrierestart ermöglicht hat; öfters auch über Stipendien, die sie der Allgemeinheit nie zurückzahlen mussten. Etwas der Plebs zurückzugeben, kommt ihnen scheinbar in ihrem Geltungswahn gar nicht in den Sinn. Deshalb meine ich, es liegt an den Alten, den Jungen die Richtung zu weisen. Eine Revolution der Greise und der Gebrechlichen, der sozial Zerknitterten, der Uncoolen und all derer, die unverschuldet auf die parasitäre Erwerbskurve gedrängt worden sind: Ab in die Stadt! Klopft die Abzocker aus dem Busch und prangert sie schonungslos an. Frech und farbig, laut und leutselig! Brettert mit Euren Rollstühlen mit Buhrufen und Gejohle fahnenbewaffnet fadengerade die Freie Strasse runter, trommelt mit euren beiden Krücken den Barfi flach. Zeigt grinsend eure faltigen und verlebten Gesichter und macht die Welt wieder ein Stück sozialverträglicher. Das wäre ein tolles Nachbeben und ein gewaltiger Abgang der alten 68-iger und ihrer Sympathisanten.
Wer packts an, nota bene fünfzig Jahre danach? Geile Idee oder?
 
Urs Spielmann, www.denkbars.net

1 Kommentar
Astrid Saladin
8/22/2018 03:32:57 am

Hallo Urs
Super deine Geschichte "" Aufruf zum Nachbeben". Ich lese deine Kommentare gespickt mit Spass , Ironie und versteckter Komik allzu gerne!
Super freue mich schon auf das nächste Blettli!!
Gruss
Astrid Saladin

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