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Ich schreibe für
knorrige Schwarzbuben und Schwarzmädels, 
für herbe Laufentaler und Laufentalerinnen
sowie für die herrlichen Urgesteine
aus Basel-West.

Lesen Sie nie eine Kolumne von mir,
wenn Sie schlecht drauf sind.

Das kommt nicht gut! 

12. Juli 2023

7/12/2023

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Die leicht abgeänderte Retrokolumne vom April 2020
 
 
 Verbannt auf eine Insel
 
… oder abgekappte Sozialkontakte?

 
Kennen Sie ihn, den Roman «Draussen vor der Tür» von Wolfgang Borchert? Er ist ein Klassiker, der mich tief berührt und lebenslang begleitet hat; im Grunde genommen ein Protestschrei gegen die zerstörerische und Verderbnis trächtige Machtgier eines geisteskranken Despoten. Er handelt von den verheerenden Folgen des zweiten Weltkrieges; von den Gefühlen eines nachhaltig versehrten Heimkehrers.
 
Borchert beschreibt die brutale, herzlose Rückkehr von Beckmann, einem 25-jährigen Wehrdienstpflichtigen, zurück nach Hause. An einen Ort, wo er nicht willkommen ist; wo man ihn gar nicht mehr aufnehmen will. Seine Ehefrau, die mit einem anderen Mann zusammenlebt; eine Gattin, die ihren ehemaligen Liebsten von sich weist. Die in ihm nur noch den Kriegsversehrten sieht; den mit der zertrümmerten Kniescheibe. Einen fahlen, ausgehungerten, seelisch geräderten und gesellschaftlich aussortierten Fremden.
 
Sie lässt ihn draussen vor der Tür. Beckmann bleibt ausgesperrt und abgewiesen. Sieht asozial aus, unverträglich und unzumutbar. Hat kein Essen, kein Bett, einfach nichts. Ist nur noch eine Zumutung für das Auge der Nichtkriegsteilnehmerin. Und die Frage, die er sich stellt: An Ort treten, weiter trampen oder abtauchen ins Wasser? Sich ersäufen, ab in die Ewigkeit; Gott suchen, den er schon lange nicht mehr gesehen hat. Mit ihm Zwiesprache halten, Klartext reden! Sagen, wie es war, als die Gewehre noch gerattert haben, die Kanonen im Minutentakt gespien und die Flugzeuge statt Lebensmittel, Bomben auf die Erde geschickt haben. Und ansprechen, was er angetroffen hat, als er heimkehrte: Nur Staub und Asche, Schutt und Stein! Deutschland bodeneben. Schnauze tief! Die Menschen, die nicht an ihrem Elend zugrunde gegangen sind, haben sich wieder aufgerappelt. Haben schweisstriefend und kräftezerrend ihre Städte und Dörfer wieder aufgebaut. Wer von der betroffenen Generation noch arbeiten konnte, schuftete bis zum letzten Schnauf. Und die nächste Generation brachte zu Ende, was ihre Erzeuger angedacht hatten. Und heimste den Verdienst im ersten Anflug des aufkommenden Privatehrgeizes gleich für sich selbst ein.
 
Heute ist Beckmann out! In den letzten 80 Jahren hat sich das Bedrohungsbild auf unserem Globus grundlegend verändert. Die Wirtschaft wuchs. Man hatte mehr zu essen, immer öfter sogar im Überfluss. Man setzte wieder Speck und Noten an. Die Geschäfte begannen um die Jahrtausendwende zu boomen. Der Mensch verlor jedes Mass. Vergass die gottgegebenen Gesetzmässigkeiten des Lebens. Mischte sich in die Natur ein. Forschte, probte, experimentierte. Klonte, weil er selbst zu feige war, sein Inneres und Äusseres seinem Eigenspiegel zur Schau zu stellen. Er wollte das All erkunden und andere Planeten erobern. Er erfand die Atombombe und andere schreckliche, chemische Waffen und entsorgte problematische Materien skrupellos im All, im Meer und im fruchtbaren Boden, der uns ernährt.
 
«Wo bist Du geblieben, Gott?» meinte Beckmann nach dem Krieg, zu Hause vor der eigenen Tür.  «Warum hast Du nichts getan? Warum hast Du uns im Stich gelassen?»
 
Und heute? Hat Gott nun endlich gehandelt und den menschlichen Missbrauch gebrandmarkt oder hat wieder einmal – wie vielerorts gemunkelt wird – ein dunkles Syndikat sich selbst überschätzt? Ist die Covid-19 Pandemie ein neuartiges Attentat, dessen Wirkung abgrundtief unterschätzt wurde? Die ganze Welt lahmt irgendwo und irgendwie! Weltweit sind die Ampeln auf rot oder zumindest auf orange. Die Wirtschaft humpelt und der Aktienmarkt flirtet wieder mit der Achterbahn. Die Unternehmer suchen ihr Heil in vermeintlicher Demut und das gewöhnliche Volk macht sich wieder mal Gedanken über den wahren Sinn des Lebens.
 
Draussen vor der Tür ist endgültig Geschichte! Hinter der Tür ist in, versteckt und isoliert. Abgeschottet und ausgeh-inselt. Damit wir uns recht verstehen: Ich habe überhaupt nichts gegen eine nachhaltige Antivirenstrategie. Ich finde die angeordneten Massnahmen auch sinnvoll und absolut nachvollziehbar. Aber ganz heftig gebeutelt werden doch wir, die Oldies. Wer über 65 Jahre alt ist, wandert vom Töpfchen ins Kröpfchen. Ausgangsrayon bis zur Haustür, im besten Fall bis zum Gartenhag oder zur nächsten Hecke, zu einem Ufer ohne Brücke. Keine Kontakte! Ausgegrenzt und kaltgestellt auf einer einsamen Sozialinsel. Allenfalls noch Telefonate, wenn überhaupt. Sonst nichts! Keine Küsse, keine Umarmungen, ausser vielleicht von einer angetrauten Mitinhaftierten. Kein wohlwollendes Gespräch unter Freunden. Aber mindestens 2 m Abstand von Allen; auch von denjenigen, die einem bisher am Nächsten standen. Alcatraz Island in den eigenen vier Wänden! So haben wir uns unseren Lebensabend nicht vorgestellt. Wir erwarteten etwas Wohlstand und wollten ihn auf der Zielgraden unseres Lebens eigentlich noch geniessen? Doch was wir erleben ist kein Genuss. Das ist ein schrecklicher Verdruss.
 
Und? Was lehrt uns das Corona-Virus? Beginnt schon bald ein neues Zeitalter? Hat sich gar etwas bisher Unbekanntes geoutet? Eine neuartige Bedrohungsform, ein neues Kriegsbild? Ich werde sehr nachdenklich und spüre, dass hinter der Tür die Depression auf ihre grosse Stunde wartet. Bei mir allerdings ohne Chance! Hochrisiko-Patienten sind kein lohnendes Ziel. Ihr Weg ist vorgezeichnet. Die Insel, auf der sie leben, wird immer kleiner. Und auch sie wird dereinst überflutet werden.

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