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​​Reizt es Sie, mal hinter die Kulissen eines Altersheims zu schauen?


Nutzen Sie die Gelegenheit,
sich auf die Probleme des Alters vorzubereiten.

Die Facetten sind äusserst vielfältig.
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September 24th, 2021

9/24/2021

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Begleitete Selbstbestimmung


Wer in ein Alters- und Pflegeheim eintritt, ist sich sehr bewusst, dass dies wohl seine letzte Lebensstation ist. Viele, die lange Zeit sozial isoliert in ihrer alten 3-Zimmer Wohnung lebten, sind nach langen Jahren wieder mal mit Menschen zusammen und geniessen es, wieder mal Gespräche zu führen, gemeinsame Ausflüge zu erleben, mit anderen Menschen an einem Tisch zu sitzen und sich beim Essen bedienen zu lassen.

Sie blühen oft noch einmal auf, freuen sich an unserem schönen Garten, sitzen gemeinsam an der Sonne, erzählen Geschichten von früher und gehen so in Gedanken noch einmal ihr langes Leben durch. Es entstehen Freundschaften, am Abend sitzt man unter der Pergola und geniesst gemeinsam ein Glas Wein.

Herr N. war so ein Mann, der sein Leben lang hart gearbeitet hatte. Immer wieder kämpfte er gegen die Seuche der Menschheit, den Krebs. Immer wieder wurde er von dieser Krankheit heimgesucht.12 Mal schon hatte er dagegen angekämpft und mit seiner Lebensfreude und seinem unbändigem Willen wieder ins Leben zurückgefunden.

Unterdessen 88 jährig, genoss er die Zeit bei uns, war stets freundlich, gutgelaunt und freute sich über jeden neuen Tag. Kein Wetter war ihm zu schlecht, um nicht mindestens eine Stunde spazieren zu gehen. Er malte, sang leidenschaftlich gerne, beteiligte sich an vielen Aktivitäten und half uns bei den Ausflügen, körperlich behinderte Menschen im Rollstuhl zu begleiten.

Mit 92 Jahren bat er mich um ein persönliches Gespräch. Dabei teilte er mir mit, dass bei ihm nun noch ein Hirntumor diagnostiziert worden sei und er sich entschieden habe, jetzt nicht mehr zu kämpfen, sondern diese Erde zu verlassen. Er habe sich an EXIT gewendet, wo er schon seit 20 Jahren Mitglied sei. Es habe nur eine einfache Frage: «Darf ich meinen Suizid hier im Heim mit EXIT vollziehen?» Ich durfte diese Frage mit «Ja klar» beantworten, denn die Statuten unserer Stiftung erlauben die Sterbebegleitung schon seit 1990. Dies war aber unser erster Bewohner, der diesen Wunsch äusserte. Die folgenden zwei Wochen bis zum endgültigen Termin waren schwierig, da verschiedene Mitarbeitende an diesem Tag X auf keinen Fall hier sein wollten. Am Abend seines Todes nahm er mit seinem besten Freund und seiner einzigen Tochter noch ein Abendessen im Zimmer ein.

Danach kam die Sterbebegleiterin von EXIT. Unsere einzige Auflage war, dass der Suizid mit Exit erst um 20:00 Uhr beginnen soll. 45 Minuten später meldete sie uns, dass wir nun die Polizei benachrichtigen können und einen «unnatürlichen Todesfall» melden müssen. Innerhalb von 10 Minuten wimmelte es von Polizisten und einem Staatsanwalt. Alles muss schliesslich seine «Ordnung» haben…Seine Tochter erzählte uns am nächsten Tag, dass es von der Einnahme des Barbiturates bis zu seinem Tod knapp 15 Minuten gedauert habe und dass ihr Vater in ihren Armen sanft entschlafen sei. Sie habe noch nie einen so sanften Tod erlebt.

Seither hat es bei uns weitere 4 «EXIT- Fälle» innerhalb von 10 Jahren, gegeben. Wer selbstbestimmt durchs Leben gegangen ist, hat meiner Meinung nach auch das Recht, selbstbestimmt in den Tod zu gehen. Dies, ohne anderen Menschen zu schaden, wie das beispielsweise mit Suizid durch Sturz von einer Brücke, durch einen Kopfschuss oder einen sogenannten «Personen-Unfall» bei der Bahn immer wieder zu hören ist, wo andere Menschen ein Trauma erleben, dass sie oft jahrelang beschäftigt.

Ich hoffe, Herr N hat seinen Frieden gefunden. Seine Tochter besucht uns heute noch ab und zu.

Walter Winteler, Zürich

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