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​​Reizt es Sie, mal hinter die Kulissen eines Altersheims zu schauen?


Nutzen Sie die Gelegenheit,
sich auf die Probleme des Alters vorzubereiten.

Die Facetten sind äusserst vielfältig.
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March 17th, 2023

3/17/2023

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Bild

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​Senioren, Seniorinnen, Kaffeetassen …

 
Ich besuche mit meinem Mann das Selbstbedienungsrestaurant eines Grossverteilers in der Ostschweiz, wo mittwochs ein verlockendes, riesiges Salatbuffet aufgebaut wird. Die grossen Teller dürfen mit Matterhörnern beladen werden; sie werden nicht gewogen an der Kasse. Kurz nach elf Uhr balancieren vor allem Leute, die nicht mehr gut zu Fuss sind, an Stöcken gehen oder Rollatoren vor sich herschieben, Teller durchs Restaurant, die bunter und angehäufter nicht sein könnten. Wir zwei mitten drin, wie die anderen auf der Jagd nach einem Fensterplatz.

Hach, Glück gehabt, wir haben Plätze ergattert, wo wir das Geschehen drinnen und draussen überblicken können. „Heimatland, hier hat es ja nur Alte“, sage ich etwas irritiert zu Roland. „Meinst du, die Jungen kommen erst gegen 12 Uhr?“ Er schaut mich verdutzt an und fragt: „Also, zu welcher Sorte zählst du dich? Ämmel nicht zu den Jungen!“ Poing, das sitzt. Wie an der Generalversammlung ein paar Tage zuvor, als ein Viehzüchter, den ich seit 16 Jahren kenne, nett zu mir sagte: „Du Benildis, kürzlich meinte ein Kollege, man merke, dass du älter wirst. Du stehest immer seltener auf zum Fotografieren.“ Hoppla!

Zurück ins Restaurant! Zwei Tische neben uns steht ein älterer Herr auf, stellt zwei hohe Kaffeetassen, oben grösser im Durchmesser als unten, auf ein kleines Servier-Plateau und beginnt, für eine Zirkusnummer zu üben. Elegant jongliert er mit der rechten Hand das Tablett, mit der linken rückt er den Stuhl, damit seine Frau besser aufstehen kann. Er reicht ihr einen Stock – immer mit der rechten Hand das Geschirr balancierend. Ich rapportiere hämisch jede linkische Bewegung, das Reichen des zweiten Stockes, prophezeie, bald würden die Tassen runterfallen, sage, weshalb er denn das Brettchen nicht abstelle. Also sooo blöd könne man(n) doch nicht sein.

Da passiert‘s: Die Tassen fallen klirrend auf den Klinkerboden. Der Mann kümmert sich nicht mehr um seine gehbehinderte Frau, sondern um die Scherben der einen Tasse und um die Tasse mit dem fehlenden Henkel. Er lädt alles zu einer weiteren Vorstellung wieder auf. Ich: „Er wird alles nochmals fallen lassen; so ein Laaferi.“ Da naht eine Köchin mit Beseli und Schüfeli, reisst dem Mann das schräge Brett buchstäblich aus der Hand und gestikuliert, er solle bitte Platz machen. Manche Senioren sind sich einfach nicht bewusst, wozu sie nicht mehr fähig sind …

Ich hole Kaffee. Halte die zwei gefüllten Tassen locker mit einer Hand an den Henkeln und begebe mich rassig und cool zur Kasse. So macht frau das! Es braucht doch nicht so ein blödes Brett. Ich stelle die Tassen ab, um mich mit Zucker und Rahm zu bedienen. Nehme zwei Kaffeelöffel aus dem Körbchen, die ich einzeln zirkusreif in die Tassen werfe. Und jetzt, weiss der Gugger wieso, fallen beide Tassen um, der Inhalt ergiesst sich über die Ablage vor der Kasse und auf den Boden. Leute springen weg, um nicht von Spritzern getroffen zu werden. Die Kassierin schaut mich lieb an so im Sinne von „das passiert halt alten Leuten“ und sagt: „Machen Sie sich keine Sorgen, das kann jedem passieren. Holen Sie einfach zwei neue Kaffees.“
 
Quelle: Benildis Bentolila, Hühnergegacker in der BauernZeitung

Der nächste Beitrag erscheint am 05.04.2023

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