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AltersBar

18. April 2023

4/18/2023

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Geschichte Nr. 6 von Walter Studer, Breitenbach
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Nachtflug in Bärschwil
 
In meinem Blut gab und gibt es auch heute noch Platz für herausfordernde, ja gefährliche Unternehmen, wie Gefahren meistern, anstatt ihnen auszuweichen. Beispiele waren: Bergsteigen mit Seil und Haken (Schreckhorn), oder auch das Fliegen mit Deltas (Die ersten Hängegleiter). Über Umwege von Berlin - Basel kam ich nach 45 Jahren zu einer meiner damaligen Aufzeichnungen, die mich noch heute freudig bewegt.

Auf dem Fringeliberg, oberhalb Bärschwil hatten wir uns eine Startrampe mit Ausladung ins Leere gebaut. Wir, das waren einige junge Burschen aus der Gegend, die dem neuen Hobby verfallen waren. Mein letzter Flug war dann etwas dramatisch. Ich war ganz allein auf der Startrampe – spurtete die Startrampe hinunter und flog – aber leider nicht so wie gewohnt, denn meine Beine waren nicht separat am Gerät aufgehängt. Anstatt eine waagrechte Körperhaltung zu haben, hing ich senkrecht, wie ein Turner am Trapez. Zwar am Seil gesichert, aber doch behindert durch den grossen Luftwiderstand. Das ergab eine schnelleres Fliegen und zugleich ein stärkeres Sinken.

Es führte dann zu einer Notlandung hangaufwärts mit einem Crash, wobei das Trapez aus Aluminium zerbarst. Der untere Teil schrammte 1 cm an einem Auge vorbei und riss die Haut auf, was denn auch blutete. Ich musste das Ereignis hinnehmen. Glück gehabt. Zu Hause sah ich dann im Spiegel die Schramme und begab mich ins Spital Breitenbach, das wir damals noch hatten. Eine Ärztin musste die Blessur nähen, doch zuvor holte sie noch mit einer Pinzette einen Grashalm heraus. Item: Es war stets ein schönes Erlebnis, aber alles hat seine Zeit!
 
Doch zurück zu meiner erhaltenen Aufzeichnung aus Berlin-Basel. Verwegen reifte damals bei einem Kollegen aus Wahlen und mir, die Vorstellung eines Nachtfluges. Eine Herausforderung ganz besonderer Art! Der Plan reifte und ich wollte diese Filmsequenz für meinen Deltafilm. Wir kannten ja das Gelände bereits auswendig. Die Dorflampen waren praktische Wegweiser und über der Kirche musste man rechtwinklig nach rechts abdrehen und schon war der Landeplatz, ohne Feldobst- Bäume und Elektrostangen angepeilt. 

So kam die Nacht, wo wir das Geplante in die Tat umzusetzen gedachten.
Im Scheine unserer Taschenlampen stellten wir unsere Deltas zusammen. Schon lange hatten wir auf diesen Moment gewartet. Die letzte Vollmondperiode war stark verregnet und langsam wurden auch die Tage kürzer. Während ich noch aussen am Flügelende meine Bolex-8 mm Kamera befestigt, starte Guido Schmidlin so selbstsicher wie eh und je. Gespenstisch leuchtete seine Taschenlampe am Nachthimmel und wurde kleiner und kleiner.

So, nun war auch ich bereit, aber o je – Meine Kamera liess sich nicht starten, denn die Batterien waren leer. Leider hatte ich wieder einmal das Abschalten vergessen und so musste sie halt als blinder Passagier mitfliegen. Und dann wagte auch ich den Sprung ins Leere, genoss das freudige Kribbeln im Körper und die Nachtsicht auf Bärschwil. Schon kam die erwähnte Rechtskurve und wie geplant, so landete auch ich im Scheinwerferlicht der Autos. Nachdem wir sicher gelandet waren, brachte uns freundlicherweise die Wirtin vom Fringeli-Restaurant mit ihrem Auto wieder zurück, wo wir dann bei einem Gläschen unseren Nachtflug diskutierten und entsprechend begossen.

Das Telefon läutete und unsere Fans vom Dorf teilten mit, dass das Kaffeewasser bereits koche. So kam es, dass wir noch zu einem gemütlichen zweiten Teil kamen. Bei der Familie Bracher gab sich Marlis sichtlich Mühe uns zu verwöhnen. So ging ein netter Abend zu Ende und wir freuten uns bereits auf den kommenden Sonntag, auf ein Vereinsfliegen auf dem Chasseral. Allein der Regen machte dann dieser Illusion ein vorzeitiges Ende. Also, warum nicht erneut aufs Fringeli gehen.

Trotz der kräftigen Biese flogen wir Flug um Flug in das 400 m tiefer gelegene Bärschwil. Guido hatte sich einen besonderen Gag erlaubt, zog er doch einen farbigen Seiden-Bündel - Drachenschwanz an einer langen Schnur befestig, lustig flatternd durch die Luft. Beim Landeplatz hatten sich inzwischen eine Menge Zuschauer eingefunden. Einen kleinen Höhepunkt gab es, als der Herr Pfarrer, dem Guido zu seinem 50. Höhenflug vom Fringeli gratulierte und ihm deswegen eine Flasche Wein überreichte.

Überhaupt war uns die die hiesige Bevölkerung gut gesinnt. Wenn ein lauter Jauchz aus der Luft ertönte, so setzten sich junge Fans aufs Moped und fuhren zum Landeplatz. Jede gute Landung wurde mit Applaus verdankt. Ältere griffen womöglich zum Feldstecher um an dem Spektakel auch indirekt teil zu nehmen. Auch der heutige letzte Flug wurde erneut zum Nachtflug. Es dämmerte bereits als wir unsere eingepackten Deltas auf die Schulter nahmen. Das waren immerhin so rund 15 kg an Gewicht. Eine gute viertel Stunde brauchte es bis man mit rasendem Puls dann oben war. Die weitreichende Taschenlampe wurde am Unterarm befestig, denn so blieben die Hände zum Halten und Steuern frei. Diesmal, mit neuen Batterien blinkte die rote Signallampe meiner Kamera, als auch ich den Sprung von der gebauten Rampe in die schwarze Nacht wagte.

Unglaublich wie leicht mich die Luft trug, dachte ich doch, so hoch sei ich hier noch nie geflogen. Gespenstisch und klein leuchteten die Lampen unserer zwei Markier-Autos und wurden zusehend grösser. Noch eine letzte Kurve und die Erde hatte mich wieder. Fast wäre es eine perfekte Punktlandung gewesen. Auch Guido war gut gelandet und erneut freuten wir uns auf ein weiteres Kaffeekränz-chen, Denn der 50. Höhenflug von Guido, sowie auch mein 35. vom Fringeli wollten doch gefeiert werden. Die Ehre, den Kaffee zu machen fiel diesmal auf Elisabeth. Erneut durften wir im Kreise dieser Bärschwiler Jugend und den jung gebliebenen, so richtig, herzlich happy sein.
 
Unvergessliche Erinnerungen die der ehemalige Bärschwiler Einwohner Georg Itin, der über 25 Jahre im Dorf wohnte und der, als fremder Fötzel sogar als Gemeinderat gewählt wurde, nun meine Aufzeichnung, die vor 45 Jahren gemacht wurden und die verschollen waren, dem Heinz Meier - ebenfalls ein Bärschwiler - von Berlin nach Basel sandte und die mir so erneut zugänglich wurden.        
 
Danke Heinz - Danke Georg.       
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