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AltersBar

5. April 2023

4/5/2023

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Der Wackelzahn –
einfach aus dem Mund gefallen

 
Da lag er nun! Der rechte vordere Backenzahn! Im Lavabo. Einfach aus dem Mund gefallen beim Zähneputzen. Natürlich hatte er schon länger gewackelt. Aber ich war überzeugt, wenn ich zu ihm Sorge tragen würde – wie macht man das bei einem Wackelzahn?? – würde er noch lange halten.
 
Als ich den Kerl im Waschbecken liegen sah, lachte ich mit vollem Zahnpastamund laut meinem Spiegelbild zu. Wahrscheinlich aus Verlegenheit. Denn in Wirklichkeit ist es ja nicht lustig, wenn einem einfach so, schmerz- und kampflos, die Zähne ausfallen. Oder? Andererseits sei ich im Alter, wo das halt passiere, höre ich die Leute sagen. Ich solle doch froh sein, dass sie mir nicht schon früher ausgefallen seien, fügen sie noch spottend hinzu. Hoppla!
 
Nachdem ich den Mund gespült hatte, übte ich vor dem Spiegel, wie ich lachen muss, damit man das Loch nicht sieht. Also, laut lachen nach dem Motto „Ich habe dich noch nicht gesehen, aber ich hörte dich lachen!“ ging nicht mehr. Mein Mann trat ins Badezimmer und fragte: „Was gibst denn du für Geräusche von dir?“ Ich übte gegen ihn gewandt weiter. Er sollte entscheiden, welche Stellung am besten verbarg, dass bei mir das Zeitalter der dritten Zähne angebrochen ist. Eine Weile machte er mit, dann wurde es ihm zu bunt: „Steh‘ doch einfach dazu, Grossmutti! Auch wenn du die Lücke in deiner Zahnreihe versteckst, bleiben dir die Falten im Gesicht.“ Wirklich charmant!
 
Interessant waren die Reaktionen, welche ich erhielt, als ich von meinem Pech erzählte. Der Nachbar schaute mich amüsiert an und sagte mit hoher, singender Stimme: „Ja, jaa, s Grosi!“ Eine Bekannte meinte ungläubig: „Einfach so herausgefallen!?“ Mir kam es vor, als ob sie ausrechnete, wie lange ihre Zähne noch halten würden. Einer meiner jüngeren Brüder stichelte vielsagend: „Jetzt weisst du, dass du alt wirst.“ Einzig meine Grossnichte, die das Loch immer wieder anschauen wollte, spendete Trost: „Weisst du, meine Zähne fallen auch aus. Mama sagt, ich bekomme neue, stärkere.“ Die Kleine ist weiterhin überzeugt, dass auch jene der alten Tante nachwachsen werden …
 
Die Geschichte mit meinem Wackelzahn passierte vor einem Jahr. Inzwischen mussten weitere Zähne dran glauben, zum Glück weiter hinten im Mund. Jene Kollegin, die prophezeite: „Wenn es einmal angefangen hat, hört es nicht mehr auf!“, hat recht. Ich ertappe mich dabei, wie ich immer öfter Leute, bei denen ich Zahnlücken oder falsche Zähne bemerke oder vermute, frage, wie es ihren Zähnen so geht. Ich möchte hören, wie sie mit dem Verlust umgehen, sich trösten und wie sie die Lücken stopfen lassen. Und, wichtig, was es kostet! Dann wundert es mich jeweils nicht, wenn ich Leute sehe, die ungehemmt lachen, auch wenn da schwarze Stellen aufscheinen im Mund. Denn wenn sie die Hohlräume füllen würden, hätten sie nichts mehr zu lachen.
 
Jemand meinte, das sei eine der wenigen Gerechtigkeiten auf der Welt, dass alle ihre Zähne verlören, die einen früher, die anderen später. Also doch nicht ganz gerecht! Jetzt sei ja bald Fasnacht, dann solle ich doch eine Larve aufsetzen. Am besten so eine gfürchige, gruslige Walliser Maske, die hätten ja auch nicht mehr alle Zähne. Hoppla!
​
Ich begebe mich ins Internet und google „Walliser Maske kaufen“. Nachdem ich den Preis für eine Original Lötschentaler Holzmaske „Tschägätta“ (Handarbeit) erfahre, telefoniere ich dem
​Zahnarzt... 
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Quelle: Benildis Bentolila, in der BauernZeitung
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